Inhalt: Das ist Brüssel, die Hauptstadt Europas, eine Stadt aus gläsernen Betonkäfigen, geplant von Geschäftsleuten und Politikern, in Bewegung gesetzt von Bauarbeitern und belebt von Büroangestellten. Aber dort, in den engen Räumen jenseits der Bürokratie, liegt das Brüssel, das noch atmet. Man kann sein multikulturelles Herz schlagen hören und die Spuren aller anderen Städte sehen, die jeder in sich trägt. Wir alle zusammen bilden den komplexen Körper und die dissonante Identität unserer Stadt.
Musik: Matthieu Ha; Regie: Maria Tarantino; Montage: Menno Boerema, Rudi Maerten; Kamera: Klaas Boelen; Produktion: Maria Tarantino, Maarten Schmidt; Drehbuch: Maria Tarantino Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Ousmane ist ein burkinischer Einwanderer in Montreal. Gerade erst angekommen, fühlt er sich entwurzelt und sucht nach einem neuen Sinn in seinem Leben. Am Ende eines langen Arbeitstages begegnet er einer älteren Dame namens Edith. Doch Edith ist sichtlich verwirrt.
Dann erfährt er von ihren erschreckenden Lebensumständen und beschließt, Edith zu pflegen, als wäre sie seine eigene Mutter. Doch Edith ist dement und lässt sich nur sehr schwer helfen. Seine selbst gewählte neue Aufgabe stellt Ousmane vor unerwartete Herausforderungen.
In "Ousmane" geht es um zwei Außenseiter der Gesellschaft, die sich über ihre Einsamkeit verbunden fühlen. Was sie verbindet, sind grundverschiedene Formen von Entwurzelung: Auf der einen Seite steht der immigrierte Ousmane, der seine in Burkina Faso zurückgelassene Familie vermisst, sich isoliert fühlt, gefangen in täglichen Routinen ohne Freude; auf der anderen Seite steht die alte, kranke und alleingelassene Edith, die dringend Hilfe benötigt.
In stillen, einfühlsamen Bildern kommen die tiefgreifenden, starken Emotionen der Protagonisten zum Vorschein. Intensiviert werden sie durch das hervorragende Spiel von Issaka Sawadogo (Ousmane) und Marie Ginette Guays (Edith). "Ousmane" ist ein trauriger, zugleich zutiefst anrührender Film voller Menschlichkeit.
"Ousmane has the cinematic tapestry that Indy Shorts audiences love - intelligent, engaging storytelling wrapped by deep compassion for the fullness of the human experience" (Richard Propes - The independent Critic).
Inhalt: Das kleinste Unternehmen ist die Familie. Was wäre, wenn man diesen Betrieb nur unter wirtschaftlichen Aspekten betrachtete? Was wäre, wenn die Familie plötzlich ihre Mitglieder entlässt, um effektiver wirtschaften zu können? (Quelle: Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung)
Der amüsante und zugleich erhellend erschreckende Kurzfilm war Teil der Kurzfilmrolle "Mach doch, was du willst", die das Ergebnis eines 2006 ausgeschriebenen Wettbewerbs von Kulturstiftung des Bundes, Hamburger KurzFilmAgentur und ZDF/arte war. Auf die Frage nach der Zukunft unserer Arbeitswelt galt es mit originellen Ideen und Visionen zu antworten. Das Spektrum der Einsendungen reichte von Ist-Zustands-Beschreibungen über Gegenentwurfs-Dokumentationen bis zu fiktionalen Zukunftsprognosen. "Outsourcing" von Markus Dietrich und Hanna Reifgerst etwa überträgt die Auslagerung von Produktionsschritten auf das "kleinste Unternehmen": die Familie.
Drehbuch: Hanna Reifgerst, Markus Dietrich; Schauspieler: Tom Siegert, Annekathrin Wittig, Gesa Badenhorst, Frank Röth, Shirin Kühn; Kamera: Urs Zimmermann; Montage: Wolfgang Bauer; Musik: Philipp E. Kümpel; Regie: Markus Dietrich Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Nach dem 7. Oktober 1989 wird nichts mehr so sein wie es war. Die DDR begeht ihren 40. Geburtstag und soll auf Wunsch von Staatschef Erich Honecker und dem Politbüro der Staatspartei SED triumphal gefeiert werden. Gäste aus aller Welt reisen an. Auch Michail Gorbatschow - der große Reformer der UdSSR - ist unter ihnen. In Ost-Berlin entfaltet sich die Choreographie der Macht: Zehntausende Mitglieder der staatstreuen Jugendorganisation FDJ sind dazu angehalten worden, einen Fackelzug zu inszenieren. Eine Militärparade soll die Schlagkraft des Landes zur Schau stellen. Doch in Wirklichkeit steht die DDR kurz vor dem Kollaps. Die Bürger wollen Aufbruch und Freiheit. In Plauen kommt es am 7. Oktober zu einer ersten großen Massendemonstration gegen das Regime. In Ost-Berlin demonstrieren tausende - und zwar ohne, dass der Staat Regie führt.
Der zentrale Ort für das Staatsbankett zum Jubiläum ist der Palast der Republik. Er bietet die Kulisse einer gespenstischen Feier. Während sich die sozialistische Elite hochleben lässt, fordern die Menschen auf den Straßen Reformen. Der mächtigste Mann der Bestzungsmacht Sowjetunion, Michail Gorbatschow, ist für viele Menschen in der DDR eine Symbolfigur. Er verkörpert die Hoffnung auf Aufbruch und Veränderung. Kaum dass er abgereist ist, schlägt der Staat brutal zu. Friedlich demonstrierende Bürger werden zu Tausenden verhaftet. Doch die Revolution ist nicht mehr aufzuhalten.
Der Film erzählt die Geschichte des 7.Oktober 1989 als Mosaik aus vielfältigen Perspektiven. Staatstreue Genossen, Mitarbeiter der DDR-Staatssicherheit und Polizisten kommen ebenso zu Wort wie ausländische Gäste und Bedienstete im Palast der Republik, demonstrierende BürgerInnen und Mitglieder der DDR-Opposition, die schon lange auf Reformen drängten.
Sie alle erinnern sich an dieses historisch bedeutsame Datum und erzählen ihre ganz persönliche Geschichte.
Stimme: Frank Arnolf, Franziska Arnold; Musik: Franziska Henke; Produktion: Karoline Noth, Richard Heinecke; Drehbuch: Torsten Körner, Heike Bittner; Regie: Heike Bittner, Torsten Körner; Montage: Martin Schröder; Kamera: Jean Schablin, Torbjörn Karvang Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Auf dem 160 Hektar großen Gelände des ehemaligen Schlossparks Friedrichsfelde entstand mit tatkräftiger Unterstützung der Bevölkerung in den 1950er-Jahren der Tierpark Berlin. Im Jahr 1980 sind es mehr als 7.800 Tiere aus allen Erdteilen, die hier leben. Der Film beschreibt die Gründung, den Aufbau und die Versorgung der Tiere in dem weitläufigen Park. Produziert in den DEFA-Studios für Dokumentarfilme (Gruppe Berlin) im Auftrag der Berlin INFORMATION, hat er zwar in erster Linie werbenden Charakter, unterhält aber dank der klugen, musikalisch-akustischen Gestaltung: Die stimmige Filmkomposition wird durch Tiergeräusche und großstädtische Alltagsgeräusche ergänzt, um das vermeintlich real gewordene Miteinander von Natur und urbanem Raum zu idyllisieren.
Montage: Angelika Arnold; Drehbuch: Volker Steinkopff, Manfred Wolff; Kamera: Bernhard Zoepffel, Manred Köhler, Erhard Stiefel; Stimme: Fritz-Jochen Kopka; Produktion: Lieselotte Dejak; Musik: Kurt Zander; Regie: Manfred Wolf Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Einheimische Strassenhunde haben seit Tausenden von Jahren Seite an Seite mit Menschen in den Städten und Dörfern Indiens überlebt. In der dicht besiedelten Stadt Kolkata widmen sich vier Männer und Frauen der Pflege dieser oft vernachlässigten Tiere, trotz ihrer eigenen materiellen und philosophischen Kämpfe.
Inhalt: In diesem kurzen Moment, der mit dem 20. Jahrhundert begann und im Getöse des Ersten Weltkriegs endete, erlebten die Franzosen eine der größten kulturellen und technischen Umwälzungen in der Geschichte unseres Landes.
Wie ein glückliches Zwischenspiel, das viele Jahre später idealisiert und aus Nostalgie als "Belle Epoque" bezeichnet wurde.
Dank unglaublicher Filmaufnahmen, die mit dem Jahrhundert geboren wurden und heute restauriert und koloriert sind, entdecken wir diesen fast wundersamen künstlerischen Moment im Herzen einer Gesellschaft wieder, die vor allem gerne lachte und sich trotz aller Schwierigkeiten an allem erfreute. Eine beispiellose Zeitreise zu den Quellen des zeitgenössischen Frankreichs, das in den Jahren 1900 bis 1914 geformt wurde.
Ein Frankreich, das definitiv republikanisch ist, sich aber für ein Kaiserreich hält. Eine Republik, die durch die Kraft des Gesetzes laizistisch werden soll und die sich mit beispiellosen sozialen Spannungen auseinandersetzen muss. Eine Epoche, von der man nicht weiß, ob sie wirklich schön war, die aber zweifellos faszinierend war.
Produktion: Anne Labro, Jean Labib; Montage: Fabienne Alvarez-Giro; Regie: Hugues Nancy Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: In diesem kurzen Moment, der mit dem 20. Jahrhundert begann und im Getöse des Ersten Weltkriegs endete, erlebten die Franzosen eine der größten kulturellen und technischen Umwälzungen in der Geschichte ihres Landes.
Wie ein glückliches Zwischenspiel, das viele Jahre später idealisiert und aus Nostalgie als "Belle Epoque" bezeichnet wurde.
Dank unglaublicher Filmaufnahmen, die mit dem Jahrhundert geboren wurden und heute restauriert und koloriert sind, entdecken wir diesen fast wundersamen künstlerischen Moment im Herzen einer Gesellschaft wieder, die vor allem gerne lachte und sich trotz aller Schwierigkeiten an allem erfreute. Eine beispiellose Zeitreise zu den Quellen des zeitgenössischen Frankreichs, das in den Jahren 1900 bis 1914 geformt wurde.
Ein Frankreich, das definitiv republikanisch ist, sich aber für ein Kaiserreich hält. Eine Republik, die durch die Kraft des Gesetzes laizistisch werden soll und die sich mit beispiellosen sozialen Spannungen auseinandersetzen muss. Eine Epoche, von der man nicht weiß, ob sie wirklich schön war, die aber zweifellos faszinierend war.
Produktion: Anne Labro, Jean Labib; Regie: Hugues Nancy; Montage: Fabienne Alvarez-Giro Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Ulrike Ottinger, die in den 1960er-Jahren als junge Malerin in Paris lebte, verwebt in "Paris Calligrammes" ihre persönlichen Erinnerungen an die Pariser Bohème und die gravierenden sozialen, politischen und kulturellen Umbrüche der Zeit zu einem filmischen "Figurengedicht" (Kalligramm).
Text und Bild, ergänzt durch Sprache, Ton und Musik fügen sich zu einem Mosaik, aus dem die Lebensfülle dieser Periode und zugleich die Brüchigkeit aller kulturellen und politischen Errungenschaften spricht.
Inhalt: Gabrielle und Yoan sind 18 Jahre alt. Obwohl sie beide in Temiscamingue aufgewachsen sind, haben sie unterschiedliche Ziele. Während Yoan die Gegend verlassen will, um seiner Einsamkeit zu entfliehen und seine Homosexualität zu erkunden, ist Gabrielle hin- und hergerissen bei dem Gedanken, über hundert Kilometer von zu Hause wegzugehen, um ihr Studium fortzusetzen.
Während der Sommer in vollem Gange ist, zeichnet "Passage" ein poetisches Porträt der beiden Protagonisten, die sich auf dem Weg zum Erwachsenwerden befinden und versuchen, sich zu entfalten und ihren eigenen Weg zu gehen.
Protagonist: Gabrielle Goupil, Yoan Duchesne; Regie: Sarah Baril Gaudet; Kamera: Sarah Baril Gaudet; Produktion: Audrey Fallu; Montage: Justine Gauthier; Drehbuch: Sarah Baril Gaudet Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Skifahren - eine der beliebtesten Freizeitsportarten im Winter. Perfekter Pulverschnee, Sonne, Berge, frische Luft und am Abend feiern beim Après Ski. Vor allem in den Alpen hat sich der Massentourismus ausgebreitet und prägt das dortige Landschaftsbild. Doch das Paradies kränkelt. Durch den Klimawandel und die resultierende Schneearmut ist ein massiver Einsatz von Technik notwendig, um unabhängig von natürlichen Wetterbedingungen eine perfekte Winterlandschaft zu produzieren.
Peak beobachtet über ein Jahr lang die Bau- und Produktionsprozesse rund um den Ski-Tourismus und offenbart, was den Wintertouristen sonst unter der dichten Kunstschneedecke verborgen bleibt. Er zeigt die Modifikation von Landschaft und die bleibenden Spuren, die diese Eingriffe hinterlassen. PEAK fragt nach dem Verhältnis von Technik und Natur. Wie künstlich darf oder kann eine Landschaft sein? Oder: Wie künstlich muss sie sein, damit sie unserer Sehnsucht nach Urlaubsspaß und Erholung gerecht wird? Gleichzeitig erfährt der Zuschauer von den Protagonisten, wie schwierig das Überleben in den Alpen ist, wenn man sich nicht mehr auf das Wetter verlassen kann.
Drehbuch: Hannes Lang, Mareike Wegener; Musik: Benedikt Schiefer; Kamera: Thilo Schmidt, Hajo Schomerus; Regie: Hannes Lang; Produktion: Titus Kreyenberg; Montage: Stefan Stabenow Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Um das Jahr 1870 stehen der achtjährige Pelle und sein Vater Lasse an der Reling eines Schiffs, mit großen Erwartungen an einen neuen Lebensabschnitt: Sie lassen ihr armseliges Leben in Schweden zurück und wollen auf die dänische Insel Bornholm übersetzen. Dort, so erzählen sich die Menschen in ihrer alten Heimat, soll das Geld förmlich auf der Straße liegen, sogar die Ärmsten, junge wie alte Menschen, sollen hier immer genug zu essen haben.
In Bornholm finden Vater und Sohn Arbeit auf einem Gutshof, Lasse als Melker, Pelle als Hütejunge. Doch so gut wie erhofft geht es ihnen auch hier nicht: Statt des ersehnten Schweinebratens mit Rosinen reicht es nur zu Salzhering und Suppenkartoffeln. Bittere Enttäuschungen und schmerzhafte Erfahrungen bleiben Pelle und seinem Vater nicht erspart, Demütigungen und harte Arbeit ohne Feierabend, Bitternis und Einsamkeit prägen ihr Dasein. Angesichts solch bedrückender Lebensumstände kommen Pelle seine Kindheitsträume abhanden, auch das Vertrauen zum Vater erfährt einen Bruch. Doch eines Tages, wenn er erwachsen ist, wird Pelle hinaus in die Welt ziehen und ihr seine "entschlossene Eroberer-Stirn" bieten!
Die anrührende Kindheitsgeschichte basiert auf dem ersten Band des berühmten Romans "Pelle, der Eroberer" von Martin Andersen Nexø (1869-1954), an dem er fast fünf Jahre arbeitete. Es war das erste Werk der westeuropäischen Literatur, in dem ein proletarischer Held realistisch gestaltet wurde. Mit der Geschichte von Pelle, dem Naturkind mit unbändiger Kraft und Lebenslust, schrieb Nexø seinen meistgelesenen Roman, eine ergreifende Vater-Sohn-Geschichte, in der er zum Teil sein eigenes Leben beschreibt.
Die atmosphärische Verfilmung des DDR-Fernsehens konzentriert sich auf Pelles Kindheit. 1987 verfilmte Bille August unter demselben Titel umfassendere Romaneteile als dänisch-schwedische Co-Produktion, die u.a. mit einem "Oscar", einem "Golden Globe" sowie der "Goldenen Palme" in Cannes ausgezeichnet wurde.
Schauspieler: Karin Gregorek, Klaus Manchen, Martin Trettau, Stefan Schrader, Walfriede Schmitt, Marianne Wünscher; Montage: Brigitte Krex; Kamera: Hartwig Strobel; Musik: Gerhard Rosenfeld; Vorlage: Martin Andersen Nexø; Drehbuch: Christian Steinke; Regie: Christian Steinke Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: "Ich bin neun und habe doofe Haare." "Ich bin dreißig und habe einen sonderbaren Sohn." "Wenn ich es glätte, wird meine Mutter mich lieben." "Wenn er so weitermacht, gebe ich ihn zu seiner Großmutter." "Hoffentlich verlässt sie mich nicht."
***
Der neunjährige Junior lebt mit seiner Mutter Marta, einer jungen, arbeitslosen Witwe, in einer heruntergekommenen Sozialbausiedlung am Rande von Caracas. Seinen Vater kennt der Junge nicht, aber von ihm hat er sein krauses, lockiges Haar geerbt. Die allein erziehende Marte behandelt Junior meist streng und lieblos, ihre ganze Fürsorge gilt ihrem neugeborenen Baby. Junior macht seine dichten Locken für seine Außenseiterstellung verantwortlich. Für das Jahrbuch-Foto in der Schule möchte er sein Haar glätten, um auszusehen wie sein Lieblings-Popstar. Mit diesem Wunsch bringt er seine Mutter gegen sich auf. Je dringender Juniors Wunsch wird, gut auszusehen, und seine Mutter dazu zu bringen, ihn zu lieben, desto mehr lehnt sie ihn ab. Bis er schließlich eine schmerzhafte Entscheidung trifft...
Das gleichermaßen harte und herzerwärmende Drama der Regisseurin Mariana Rondón zeichnet ein realistisches Bild des harten Alltags in Caracas. Wertfrei, aber mit beeindruckend emotionaler Ausdruckskraft zeigt er, was der tägliche Überlebenskampf aus einem Menschen macht. Und wie schwer es diejenigen haben, die anders sind. Und die wie Junior trotz allem an ihren Träumen festhalten wollen. "Pelo Malo" ist somit gleichermaßen ein dokumentarisch anmutendes Portrait von Mutter und Sohn im chaotischen Caracas, und ein universelles Plädoyer für Toleranz.
"Die Menschen sind gefangen in ihren kaputten Hochhäusern und in ihren kaputten Leben. Es gibt nur die Armut, die alles stillstehen lässt, und die Gewalt, der kaum jemand entgehen kann. Schon den Kindern ist bewusst, wo sie hier leben. Mit Soldatenfiguren und Barbies spielen sie Krieg, während draußen Schüsse knallen. 'Lieber sterben, als vergewaltigt zu werden', sagt Juniors Freundin einmal. 'Dann stirb, du Hure', erwidert er. Die Gewalt in der Hauptstadt Venezuelas ist real. Ihr ist auch der junge Laien-Darsteller Julio Mendez zum Opfer gefallen, der in 'Pelo Malo' einen Kioskverkäufer spielte. Im April 2015 wurde er in Caracas auf der Straße getötet." (Ana Maria Michel, in DIE ZEIT)
"Stilistisch ist 'Pelo Malo' ein Film, der sich über weite Strecken auf Beobachtungen verlässt. Stil, ruhig, mit reduzierten Dialogen, einer bewegten Kamera, die ihren Protagonisten dicht auf den Fersen bleibt. So gelingt der Film als naturalistisch-authentisches, oft fast dokumentarisches Portrait einer Megacity und ihrer Menschen, sowie eines Landes im Umbruch. Viele Fragen bleiben offen. Nichts wird beschönigt. Hier ist 'Pelo Malo' am stärksten." (Rüdiger Suchsland auf: artechock)
Regie: Mariana Rondón; Schauspieler: Samantha Castillo, Samuel Lange Zambrano, María Emilia Sulbarán, Beto Benitez, Nelly Ramos; Produktion: Marité Ugás, Gunter Hanfgarn; Montage: Marité Ugás; Musik: Camilo Froideval; Kamera: Micaela Cajahuaringa; Drehbuch: Mariana Rondón; Sound Design: Lena Esquenazi Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Was passiert, wenn man bedingungslos ehrlich ist? Gibt es so etwas überhaupt? Im Rahmen dieser Fragestellung sind wir mit vier jungen Menschen an verschiedene Schauplätze der Natur gefahren und haben versucht, hinter die Fassade zu blicken, die ein Jeder aufrecht erhalten möchte. Herausgekommen ist ein Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt einer Generation an der Schwelle zum Erwachsensein.
Inhalt: Die Wiedererscheinung der Plejaden markiert nach altem Inkaglauben den Beginn eines neuen Jahres. Dazu begeben sich in jedes Jahr im Juni, einige Tage vor Fronleichnahm, zehntausende Nachfahren der Inkas aus vielen Teilen Südamerikas auf Wallfahrt in die peruanischen Anden. In ihrem Pilgerritual mischt sich christlicher Glaube mit den andinen Ritualen der Ureinwohner Perus.
Ziel der Pilger sind die heiligen Sternengletscher des Quollyur Rit´y. Sie liegen 6 Fahrstunden von der alten Inkahauptstadt Cusco entfernt - auf einer Höhe von über 5000 Metern.
Nach altem Inkaglauben setzt dieses Fest mit dem Erscheinen des Sternbildes der Plejaden dem Chaos des alten Jahres ein Ende. Ein neues Jahr der Klarheit beginnt.
Der Film begleitet vier Freunde auf ihrer Reise zum "Quollyur Rit´y". Carlos, Checko, Richard und Fredy machen sich von Cusco aus auf den Weg. Jeder von ihnen hat eine ganz besondere Verbindung mit diesem für sie wichtigsten Fest im Jahreskreis. Auch dieses Mal tragen die Freunde ihre Wünsche und Sehnsüchte in die fremde Bergwelt der Hochanden.
Montage: Verena Schönauer; Regie: Thomas Wartmann, Joanna Michna; Produktion: Thomas Wartmann; Kamera: Alexander Hein; Musik: Paul Shigihara Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Auch ohne Mobiltelefon, Fußball und Skateboard erlebt man auf dem Land spannende und manchmal sogar gefährliche Abenteuer!
Der zwölfjährige Petter und seine Familie beziehen über den Sommer einen kleinen Bauernhof mitten in der norwegischen Wildnis. Petter ist wenig begeistert vom beschaulichen Landleben und vermisst seine Freunde aus der Stadt. Doch dann trifft er bei einem Spaziergang auf einen misshandelten Hund, den er bei sich aufnimmt. Als der Besitzer das Tier zurückhaben will, wird es doch noch spannend in der Wildnis: Petter und seine neue Freundin Nila sowie deren Bulle Samson unternehmen einen Rettungsversuch. Dabei geraten sie einer Autoknacker-Bande in die Quere. Die Situation wird brenzlig...
"Finding Friends" (Freunde finden) ist der englische Untertitel dieses spannenden Kinderkrimis. Er handelt von vier sehr unterschiedlichen menschlichen und tierischen Figuren, dem Großstadtjungen Petter, der Immigrantin Nila, dem Bullen Samson und dem Hund Leo und ihrer Freundschaft. Doch bevor sie Freunde werden, müssen die Kinder allerhand Vorurteile überwinden. Petter muss lernen, dass das Landleben auch toll sein kann, und Nila muss ihr Misstrauen gegenüber den Menschen vor Ort ablegen. Das ist gar nicht so leicht, denn sie und ihr Bruder erleben regelmäßig fremdenfeindliche Anfeindungen im Dorf, weil sie nach Norwegen eingewandert sind. Die Verbrecher nutzen das schamlos aus, um von ihren kriminellen Taten abzulenken. Während der Verfolgungsjagden zeigt sich jedoch, wie stark Petter, Nila und die beiden Tiere gemeinsam sind. "Petter und Leo - Freunde finden" ist ein spannender Film für die ganze Familie! (Quelle: KInderFilmWelt)
Montage: Helge Billing; Schauspieler: Nina Woxholt, Thorbjørn Harr, Ingar Helge Gimle, Magnus Solhaug, Sunaina Jassal, Kristin Juel Bergflødt, Reidar Sørensen; Regie: Arne Lindtner Næss; Produktion: Kim Magnusson, Aage Aaberge; Drehbuch: Ingrid Wiese, Arne Lindtner Næss; Kamera: Kjell Vassdal Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Was passiert, wenn zwei filmende Atheisten freien Zugang zu einem Predigerseminar bekommen? Und das an einem Ort wie Lutherstadt Wittenberg. Die einstige Hochburg der deutschen Reformation liegt heute in einer der ungläubigsten Ecken Europas.
Ein Jahr lang begleiten Chris Wright & Stefan Kolbe eine Gruppe junger Männer und Frauen in der Endphase ihrer Ausbildung zum Pfarrer.
Anfangs geht es noch hauptsächlich um das Erlernen dessen, was man als Pastor*in so braucht an religiösem Handwerkszeug. Aber im Laufe der gemeinsamen Zeit sehen sich Protagonisten wie Filmemacher mit den grundlegendsten menschlichen Fragen konfrontiert.
Grenzen verschwimmen - zwischen Glauben und Unglauben, Trost und Verzweiflung, Wahrheit und Wahnsinn.
Es entsteht ein offener, intimer Dialog über unsere fundamentalen Bedürfnisse nach Liebe, Geborgenheit und Sinn.
"PFARRER ist ein extrem reicher, vielgestaltiger und zugleich äußerst kurzweiliger Film, der sich mit bewundernswerter Gelassenheit auf seine Protagonisten einlässt und die großen Themen Schuld & Versöhnung, Tod & Vergänglichkeit über die Gespräche hinaus zum Klingen bringt." (Filmdienst)
"Der Zuschauer wird in einen faszinierenden und facettenreichen Mikrokosmos eingeführt. Besonders beeindruckend ist die Offenheit mit der die jungen Theologen auf persönliche Fragen antworten. Es geht um grundsätzliche Fragen nach dem Tod und dem Sinn des Lebens, aber auch nach dem Sinn des Glaubens in modernen Zeiten." (Deutschlandradio Kultur)
Regie: Chris Wright, Stefan Kolbe; Montage: Chris Wright; Kamera: Stefan Kolbe Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: In aktuellen Gesprächen mit sechzehn Erfolgsunternehmern wie Werner Otto oder Reinhold Würth wird deutlich, welche Schlüsse wir heute aus deren Erfahrungen ziehen können. Die Gespräche schildern Werdegang, Unternehmensgeschichten und Erfolgsgeheimnisse der Wirtschaftsgrößen. Sie verbinden auf interessante und vielschichtige Weise Lebenserfahrung und Lehre, Gestern und Heute zu einer spannenden, inspirierenden und lehrreichen Lektüre. Umfang: 296 S. ISBN: 978-3-593-40251-2
Inhalt: Wir träumen vom Strand; Nelson träumt davon, ihm zu entfliehen. Wir wollen in den Urlaub fahren; Nelson will nur arbeiten. Während wir schlafen, ist er wach. Tagsüber wandelt er unter uns. Und doch bleibt Nelson unbemerkt...
Regisseur Alexandre Beaumont-Vachon ist ein québecischer Filmemacher aus Saint-Félicien. Während einer 18-monatigen Solo-Reise durch Lateinamerika beschloss er 2018 einen Dokumentarfilm über die Arbeitsbedingungen von Haitianern in der Dominikanischen Republik - Playeros: Strandarbeiter - zu drehen und damit soziale Ungerechtigkeit und die Folgen von Massentourismus sichtbar zu machen. "Playeros: Beach Workers" ist sein Abschlussprojekt (Spira.quebec).
"[...] Beaumont-Vachon succeeds in capturing a very specific reality that is, unfortunately, one of many examples of globalization, capitalism and institutional racism. This documentary takes on a tinge of bitter universality without falling into misery porn, leaving us stunned with the soundness of its message" (Morgane Ferrero - Tënk).
Inhalt: Kurz nach dem Terroranschlag vom 11. September 2001 verabschiedet der US-Kongress ein ungewöhnliches Gesetz. Die Politiker legen einen milliardenschweren Fonds auf, aus dem alle Opfer entschädigt werden sollen, die freiwillig auf den Gang zum Gericht verzichten. EIN Mann wird dabei von George Bush persönlich zum alleinigen Entscheider über alle Abfindungssummen ernannt: Der Anwalt und Mediator Ken Feinberg, der den "Master of Disaster" spielen soll. Er allein entscheidet, wer unter welchen Voraussetzungen wie viel Geld bekommt.
Ein Portrait des Mannes, der in den USA in allen großen Entschädigungsfällen der "special master" ist, angefangen von Agent Orange nach dem Vietnamkrieg bis zur Abgasaffäre von VW.
Produktion: Birgit Schulz; Drehbuch: Birgit Schulz, Karin Jurschick; Kamera: Timm Lange; Protagonist: Kenneth Feinberg; Regie: Karin Jurschick; Montage: Anika Simon; Musik: Han Otten Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Welche Mythen bestimmen die Realität in den USA? Diese Frage liegt diesem Film des Dresdners Benjamin Schindler zugrunde. Er bezeichnet seine essayistischen Hybridfilm, in dem sich Dokumentarisches und Fiktionales misch, als "poetische Zeitreisefantasie", die "die imaginierte Geschichte der Vereinigten Staaten als moderne Märchenwelt" in Szene setzt.
PLAYLAND USA ist eine Tour de force durch das kollektive Gedächtnis und die wichtigsten Mythen, die elementarer Teil der US-Geschichte sind. "I feel that we live in a fantasy world 90% of the time," sagt einer der Protagonisten seines Films, den Schindler wohlweislich auf einer Bühne inszeniert. Der Vorhang hebt sich - und auf geht es in die verschwommenen Grenzbereiche zwischen Fakten und Mythen, Vergangenheit und Zukunft, Traum und Realität.
Welche Erzählungen machen dieses Land USA aus, dessen Unterhaltungsindustrie immerhin die ganze Welt beliefert? Welche Geschichten bestimmen das Bewusstsein der US-Bürger? Schindler lässt fantastische und magische Szenen mit brennenden Problemen der Gegenwart kollidieren: Rassismus, Populismus, Waffengewalt. Mittels kraftvoller Musik- und Bildassoziationen schlägt sein Film einen Bogen von der Eroberung der sogenannten Neuen Welt vor mehr als 500 Jahren zu einer möglichen künftigen Besiedlung fremder Planeten.
Kamera: Benjamin Schindler; Drehbuch: Jan Wilde, Benjamin Schindler; Musik: Lukas Truniger; Produktion: Benjamin Schindler, Levin Hübner; Regie: Benjamin Schindler; Montage: Yana Höhnerbach, Benjamin Schindler Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Ist der Mensch eine Maschine aus Fleisch? PLUG & PRAY öffnet die Tür zu den geheimen Laboratorien der künstlichen Intelligenz, taucht ein in eine Welt, in der Computertechnologie, Robotik, Biologie, Neurowissenschaft und Entwicklungspsychologie verschmelzen. Ausgerechnet ein Wegbereiter der Computertechnik und der Entwickler des ersten Chatbots "ELIZA", Joseph Weizenbaum, wird zum schärfsten Kritiker des technologischen Größenwahns. Der in Berlin geborene Weizenbaum floh mit seiner Familie 1936 vor den Nationalsozialisten in die U.S.A. und machte Karriere als Professor of Computer Science am berühmten Massachusetts Institute of Technology. Kurz vor seinem Tod tritt er an zu seinem letzten Duell mit den Schöpfern der Roboter, die den Menschen ersetzen sollen. PLUG & PRAY eröffnet einen hochaktuellen Dialog zwischen den euphorischen KI-Forschern und dem altersweisen Computerpionier über die Frage, worin Menschsein eigentlich besteht.
Inhalt: Straßenszenen aus Prag vom März 1992: Ein Mann kauft eine Rose, eine Frau sitzt im Café, das Autoradio läuft, als es durch die Straßen Prags fährt. Aus den Dokumentarbildern entsteht eine kleine Narration. Angela Schanelec liest an einem Tisch aus Bohumil Hrabals "Die Zauberflöte" vor. Am Ende des Films liest der tschechische Schriftsteller selbst Auszüge aus seinem Prosatext. Der Text drückt die Verwunderung über die veränderte Situation in seinem Land aus.
Der Kurzfilm entstand an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin GmbH (dffb). Angela Schanelec über ihren Film: "PRAG, MÄRZ 1992 ist auch auf 16 Millimeter gedreht. Ich war mit Ferial Simon aus meinem Jahrgang in Prag, wir waren zu zweit. Eine Woche sind wir durch die Stadt gegangen. Sie hatte die ganze Zeit eine Nagra dabei, und ich hatte die 16-mm-Kamera, die Kassetten, den Dunkelsack, ich hatte sogar ein Stativ. Ich war sehr fasziniert von den ganzen Gerätschaften. In dem Zimmer, in dem wir gewohnt haben, habe ich das ganze Equipment gedreht, einfach weil es toll war. Nicht so wie beim Spielen, wo man nur auf den eigenen Körper angewiesen ist. Beim Filmen konnte man Dinge handhaben. Das fand ich beglückend. Der Gedanke, dass es etwas zu lernen gibt!
Der Film ist entstanden aus einem Seminar von Peter Nestler. In dem Film gibt es einen Text, den Bohumil Hrabal aus einem seiner Bücher liest, 'Die Zauberflöte'. Hrabal war total gestresst, er war im Krankenhaus, hatte Kopfschmerzen, er wollte, dass alles ganz schnell geht, was wir dann auch gemacht haben. Und er wollte wissen, ob die Aufnahme wirklich drauf ist, damit wir nicht noch mal auftauchen. Wir haben den Ton zurückgespult, ihm ungefähr die Hälfte vorgespielt und er war zufrieden. Dann sind wir gegangen. Auf dem Weg zurück habe ich dann eine Straße gefilmt. Der Film besteht ja in erster Linie aus Straßen. Ich habe damals, und bis heute, gerne Straßen und Straßenkreuzungen gedreht. Dabei hatten wir vergessen, dass die Nagra zurückgespult ist und haben die Hälfte des Tons überspielt. Wir merkten das noch dort, und ich habe mich entschieden, nicht noch mal zu Hrabal zu gehen. Für mich war das eine richtige Entscheidung, weil sie einfach mit dem ganzen Prozess zu tun hatte, mit der Situation. Es war meine Aufgabe, dafür eine Lösung zu finden. Ich wollte ihn nicht noch mal bedrängen (...)." (Auszug aus den Gespräch zwischen Angela Schanelec und Michael Baute: "Berliner Schule an der dffb 1984-95. Teil 2. Einige Filme.")
Quelle: DEUTSCHE KINEMATHEK - MUSEUM FÜR FILM UND FERNSEHEN
Inhalt: Die Stadt Pripyat liegt fünf Kilometer neben dem Atomkraftwerk Tschernobyl. 50.000 Menschen haben hier bis 1986 gelebt.
Nikolaus Geyrhalters Film PRIPYAT dokumentiert den Zustand der Stadt im Norden der Ukraine etwas mehr als 10 Jahre nach der Nuklearkatastrophe - und nur ein rund halbes Dutzend Jahre nach der Auflösung der Sowjetunion am 31.12.1991.
Gegen Ende der 1990er-Jahre ist Pripyat eine hoch kontaminierte Geisterstadt, die von der Miliz bewacht wird. Sie liegt inmitten der hoch radioaktiv verseuchten Zone, die um die Stadt herum vor allem Richtung Norden bis weit nach Belarus hineinreicht. Die Dörfer in dieser Zone wurden größtenteils evakuiert. Wer hineinwill, braucht spezielle Genehmigungen. Wer sie verlassen möchte, wird einem dosimetrischen Check unterzogen.
Im Zentrum des weiter reichenden Gesamt-Sperrgebiets liegt ein besonders abgeschirmter Bereich: die 30-km-Zone. Das ist ein mit Stacheldraht eingezäuntes Gebiet, das willkürlich mit dem Zirkel festgelegt wurde. Es ist nicht deckungsgleich mit real gemessener maximaler Nuklearverseuchung.
Zur Zeit der Dreharbeiten ist der 3. Block des Kraftwerks noch immer aktiv. Hier sowie in der Zonenverwaltung, bei der Miliz oder in den zahlreichen Forschungseinrichtungen lebten oder arbeiteten etwa 15.000 Menschen. Die Arbeitsplätze sind besser bezahlt als anderswo und deshalb begehrt. Zudem sind etliche Menschen, die ausgesiedelt worden waren, illegal in ihre Dörfer zurückgekehrt. Denn große Teile der weiteren Sperr-Zone bleiben unbewacht, und ein Heimathaus hat eine besondere Anziehung.
Die Zone hat auch neue Bewohner, die in den vielen leer stehenden Häusern ein neues Leben angefangen haben. Dazu zählen zum Beispiel Menschen, die aus anderen ehemaligen Sowjetrepubliken vor Unruhen während des Zusammenbruches der erzwungenen Union flohen.
Pripyat ist auch der Name des Flusses, der am Kraftwerk vorbei in den Dnipro fließt. Hier holen sich viele Bewohner der Zone ihren Fisch.
PRIPYAT erzählt vom Überleben in einem improvisierten Mikrokosmos, in dem man nichts essen, nichts trinken und bei Wind keinen Staub einatmen sollte.
Doch weil Radioaktivität mit menschlichen Sinnen nicht wahrnehmbar ist, hält sich kaum jemand an diese Empfehlungen.
Inhalt: Honza wurde 1974 in der trostlosen Ära des Sozialismus in der Tschechoslowakei geboren. Seine Eltern Janavund Petr Kettner lebten ihr Leben weitgehend abseits der großen Politik und versuchten, den gegebenen Umständen das Beste abzugewinnen. Ihre Träume waren ganz praktischer Natur, etwa eine eigene Wohnung. In der Hauptstadt Prag teilten sie sich eine Wohnung mit Janas geschiedener Mutter und der verwitweten Großmutter. Bei aller familiärer Zuneigung war diese aus der Wohnungsnot geborene Mehrgenerationen-Gemeinschaft auf Dauer eine Belastung für alle Beteiligten.
Als sich Jana und Petr sich nach einem zweiten noch ein drittes Kind wünschen, ist die Geduld der alten Damen am Ende. Petr annonciert auch außerhalb von Prag nach einer Arbeitsstelle als Elektriker, die der Familie auch Wohnraum bietet. In Liberec wird er fündig. Das Haus, das die neue Arbeitsstelle samt einiger Reparaturmaterialien zur Verfügung stellt, muss Petr freilich erst herrichten.
Alle Höhen und Tiefen des gemeinsamen Lebens notierte Petr Kettner ausdauernd in einer mit Fotos versehenen Familienchronik, die er während Janas erster Schwangerschaft begonnen hatte -- und erst beendete, als Sohn Honza 37 Jahre alt wurde. Ebenfalls noch vor Honzas Geburt begann Janas Freundin, die Regisseurin Helena Trestíková, damit, die Familie mit der Kamera zu begleiten. Manchmal drehte auch Petr einige Szenen.
"Private Universe" zeigt aus nächster Nähe das Leben einer ganz normalen Familie - und das über einen Zeitraum von vier Jahrzehnten. Diese langen Dreharbeiten sowie die besondere Nähe, die die Regisseurin mit der Familie verbindet, machen den Film zu einem einzigartigen Dokument.
Neben der privaten Geschichte wird auch sichtbar, wie sich die tschechische Gesellschaft in dieser Zeit verändert hat. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 gehörte das Land zur Einflusszone der Sowjetunion - auch Ostblock genannt. 1968 hatte der Führer der herrschenden tschechoslowakischen kommunistischen Partei eine vorsichtige Liberalisierung der aus Moskau diktierten Politik versucht. Doch am 21. August 1968 beendete ein von Moskau angeführtes Militärbündnis den Traum von einem "Sozialismus mit menschlichem Antlitz". Durch Prag rollten Panzer. Die kurze Zeit der gesellschaftlichen Öffnung war vorbei.
Die Kinder der Kettners wurden in der Ära des letzten kommunistischen Staatschef der CSSR, Gustáv Husák, geboren. Während der Nachwuchs in den 1970er- und 1980er-Jahren größer wird, erlebt die CSSR eine Zeit der Stagnation, die in der samtenen Revolution von 1989/90 mündet. Sichtlich stolz posieren die Kettners später vor einem Foto des Bürger-Präsidenten Václav Havel. Honza nutzt die neue Freiheit und findet im baskischen Teil Spaniens eine Freundin. Eine verbindender Bezugspunkt der tschechischen Gesellschaft in all den Jahren ist der Schlagersänger Karel Gott (1939-2019) - auch wenn gewiss nicht alle Familienmitglieder seine Musik goutieren.
"In den Filmen von Helena Trestíková sehen wir der Zeit beim Vergehen zu. "Besonders augenfällig wird dies in PRIVATE UNIVERSE, der sich über 37 Jahre erstreckenden Langzeitbeobachtung einer Familie, in der Vater Petr sich in einem Studio die Aufnahmen aus der Vergangenheit anschaut und sich rückblickend die Geschichte seiner Familie vergegenwärtigt. Die politischen Umbrüche ebenso wie zeitgeschichtliche Ereignisse - etwa die Triumphe der sowjetischen Raumfahrt - vermitteln sich durch Bilder aus dem Fernseher, der im Hintergrund mit seinen Bildern den Kontext zeigt, vor dem sich die Menschen mit ihrem Leben einrichten. " (arsenal kino)
Produktion: Katerina Cerná, Pavel Strnad; Regie: Helena Trestíková; Sound Design: Lukás Moudrý; Montage: Jakub Hejna; Drehbuch: Helena Trestíková Standort: Filmfriend Streamingdienst
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