Inhalt: Die drei Arbeiterkinder Peter, Lotte und Frieda wachsen bei einer hartherzigen Pflegemutter auf und werden von ihrem Mann, einem brutalen Alkoholiker, regelmäßig geprügelt. Eines Tages tötet er ein Kaninchen, das die Kinder lieben und jagt sie vorübergehend aus dem Haus in den Regen. Lotte erkrankt an Fieber und stirbt, da die Pflegemutter nicht rechtzeitig nach dem Arzt ruft. Peter trägt auf dem Totenschein heimlich "verhungert" ein und erreicht so, dass den Pflegeeltern das Sorgerecht entzogen wird. Frieda wird in einer Müllersfamilie untergebracht, Peter bei Frau Berndt, wo er endlich zu Ruhe und Sorglosigkeit findet. Sein leiblicher Vater taucht nun auf und versucht ihn als Arbeitskraft zu sich zu nehmen, doch Peter flieht immer wieder von ihm. Schließlich darf er bei Frau Berndt bleiben.
Gerhard Lamprecht wurde für seine so genannten Zille-Filme bekannt: Filme, die halbdokumentarisch im proletarischen Milieu spielten und einen aufklärerischen Ansatz hatten. Im Jahr 1931 drehte er mit "Emil und die Detektive" seinen größten Erfolg. "Die Unehelichen" ist ein besonderer Film jener Jahre. Die egoistische, gefühlskalte Welt der Erwachsenen steht gegen eine fürsorgliche Welt der Kinder. Die Geschichte um Peter, Lotte und Fried, die bei hartherzigen Pflegeeltern aufwachsen, weil sie selbst unehelich sind, möchte aufrütteln. Zudem sind die Kinder im Film selbst zum ersten Male nicht Objekte sondern stehen im Mittelpunkt.
"Gerhard Lamprechts markanter Stummfilm beschreibt im Stil eines engagiertes Sozialdramas Kinderschicksale und Kindergestalten in der Weimarer Republik. Getragen wird er von einer weitgehend realistischen Milieubeschreibung, die intensiv die Ausweglosigkeit schon im Leben der Kinder einfängt. " (Lexikon des Internationalen Films)
Regie: Gerhard Lamprecht; Kamera: Karl Hasselmann; Schauspieler: Max Maximilian, Fred Großer, Fee Wachsmuth, Ralph Ludwig, Bernhard Goetzke, Hermine Sterler, Margot Misch; Drehbuch: Luise Heilborn-Körbitz, Gerhard Lamprecht; Produktion: Gerhard Lamprecht Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Auf der Suche nach seiner vermissten Tochter entdeckt ein Strahlenschutzexperte, dass immer mehr Kinder und Jugendliche auf unerklärliche Weise verschwinden. "Wenn es (...) eine Arbeit gibt, die ein Versprechen auf Künftiges ist, dann wohl vor allem diese." (Ralf Schenk)
Von einem Tag auf den anderen verschwindet die 14-jährige Martha. Ihr Vater Lothar (André M. Hennicke), der seit Jahren weder zu ihr noch zu seiner Ex-Frau Kontakt hat, macht sich auf die Suche nach ihr. Bald stellt er fest, dass auch andere Kinder und Jugendliche aus der Stadt verschwinden. Lothar folgt ihren Spuren übers Land, doch die Suche läuft ins Leere, bis er der zwölfjährigen Lou begegnet. Zusammen mit ihr setzt er seine Reise fort, beobachtet Bürgerwehren und verstärkte Polizeipräsenz. Langsam begreift Lothar, dass sich die Welt, die er zu kennen glaubte, verändert hat.
"Fast wortlos durchstreift der Film das surrealistische Gefilde eines Universums, in dem sich die Kinder von den Erwachsenen separiert haben und die Väter, zu Bürgerwehren vereint, ihnen auflauern und sie töten, als ob sie sie nicht schon durch das tradierte Leben fast getötet hätten. (... Jan Speckenbach) beweist seine Kunst, zu einer verunsichernden Gesellschaftsvision vorzustoßen, in einer kühlen, klaren Form, die das junge deutsche Kino stilistisch bereichert und atmosphärisch belebt." (Ralf Schenk, in: Berliner Zeitung)
"Was für ein grandios pessimistisches Debüt! Gleich die ersten Szenen in einem Atomkraftwerk strahlen unbedingten Kunstwillen und eine Kälte aus, die nichts Gutes verheißt. (...) Am Ende greift aber eine lähmende Passivität um sich, die mehr verstört als jede genretypische Zuspitzung. Ein tiefes gesellschaftliches Unbehagen beherrscht den ersten Langfilm von Jan Speckenbach und beflügelt sichtlich seinen Mut, sämtliche Erwartungen in einer ratlos machenden Auflösung zu boykottieren. Der demografische Wandel ist nur der Aufhänger für eine unspektakulär implodierende Zukunftsvision. Getragen von einer scharf akzentuierenden Geigenmusik, dem zweifelhaften Charme der westdeutschen Provinz und einer unaufdringlichen Montage entwickelt das trotz einiger Unebenheiten dichte Drama einen Sog wie in einem Kafka-Roman. So irritierend widerspenstig hat sich im deutschen Film schon lange keiner mehr der Mär vom Zerfall aller Sicherheiten angenommen." (Alexandra Wach, in: filmdienst)
Regie: Jan Speckenbach; Schauspieler: Susanne Maierhöfer, Irene Rindje, Rainer Reiners, André Hennicke, Luzie Ahrens, Jenny Schily, Sylvana Krappatsch, Christoph Bantzer, Sandra Borgmann, Ecki Hoffmann, Mercedes Müller; Drehbuch: Jan Speckenbach; Kamera: Jenny Lou Ziegel; Produktion: Sol Bondy; Montage: Wiebke Grundler; Musik: Matthias Petsche Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Ein Mann, der von seiner Frau gelangweilt ist, geht aufs Münchener Oktoberfest. Er begegnet einer schwangeren Studentin, die mit ihm über die Problematik der bürgerlichen Ehe diskutiert, und kehrt schließlich enttäuscht nach Hause zurück.
"Die Nouvelle Vague ist hier sehr gegenwärtig: wie die Kamera (Max Zihlmann!) mit der Hand gehalten wird und ausgiebig schwenkt, wie Zitate und Verweise eingebaut sind (ein Heft äFilm' am Kiosk, ein Zeitungsbericht von den Filmfestspielen in Venedig äGoldener Löwe und Rote Wüste', der Verweis auf äAußer Atem' bei einer Einstellung mit dem Gewehr) oder wie Geschichten erzählt werden und die Illusion durchbrochen wird: nach einem Gespräch über die Zufälligkeit von Beziehungen und Unlust in der Ehe zitiert die Studentin direkt in die Kamera eine Passage aus Margaret Meads äMale and Female': äAber von dem Zeitpunkt an, wo sich wirklich langdauernde Verbindungen zwischen menschlichen Wesen entwickeln, bei denen Mann und Frau zusammenleben und die Frau eine derartige Empfänglichkeit besitzt, dass sie jederzeit dem Verlangen des Mannes zugänglich ist, erhebt sich vor den menschlichen Wesen ein ganzer Berg neuartiger Probleme.'
Aber im Vordergrund steht das Interesse für die Welt, die der Filmemacher kennt, die Aufmerksamkeit für Alltägliches, die Genauigkeit im Konkreten. Der Mann hat kurzes Haar, trägt Anzug und Schlips, die Frauen haben toupierte Haare, die Studentin trägt einen schwarzen Lackmantel - das war 1964." (Karlheinz Oplustil, in: Kinemathek 66, 10/8)
"Die Dialoge sind eigenartig, der Mann wenig sympathisch, ein feministischer Nachdruck ist gelegentlich spürbar, der das Verständnis nicht direkt erleichtert. Das Interesse der Männer für die Frauen wird untersucht, und ob man das mit Liebe in Verbindung bringen kann oder doch bloß mit Zeitvertreib, Neugier, Frustration. Sonst eher eine Fundgrube für Münchenfreunde (...) Auch die verwunderten Blicke der Passanten in die Kamera zeigen, was damals gerade erst entstand: das Filmen als Guerilla-Tätigkeit, als Diebstahl an der Realität." (Doris Kuhn: Die Stärke der Frauen, in: Formen der Liebe. Die Filme von Rudolf Thome, Marburg 2010)
Schauspieler: Klaus Lemke, Ulli Neumeister, Wanda Menzel, Hans Hirschmüller; Produktion: Rudolf Thome, Max Zihlmann, Klaus Lemke; Kamera: Max Zihlmann; Montage: Klaus Lemke, Max Zihlmann, Rudolf Thome; Drehbuch: Klaus Lemke, Rudolf Thome, Max Zihlmann; Regie: Rudolf Thome Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Ein Film aus dem Jahr 1985 über verschiedene Aspekte des menschlichen Umgangs mit dem Element Wasser am Beispiel Deutschland. Die bereits damals erkennbaren Widersprüche waren Verknappung, Verschmutzung und Privatisierung, aber auch Flächenversiegelung.
Der Film erzählt episodisch und verbindet Beobachtung und Interviews mit essayistischen Elementen.
In der Entstehungszeit des Films ereignete sich ein Ansturm auf die Kaltenbrunnquelle am Fuß des Neukasteler Berges westlich von Ranschbach in der Pfalz. Dem Quellwasser wurden Wunderkräfte nachgesagt. Besucher von nah und fern strömten zur Quelle, bis sich die Behörden genötigt sahen, den Zugang vorübergehend zu sperren.
Wasserprobleme ganz anderer Art entstanden im Zuge der Entstehung des heutigen Münchener Flughafen "Franz Josef Strauß", der sich zum Zeitpunkt der Dreharbeiten im Bau befand und im dünn besiedelten Erdinger Moos eine Grundwasserabsenkung erforderte. Dieser Eingriff sorgte für Aufruhr bei den Bauern der betroffenen Landkreise Freising und Erding. Sie führten unter anderem neu entstandene Risse an Gebäuden auf die Baumaßnahmen zurück und forderten Entschädigung.
Im Norden der damaligen Bundesrepublik versorgt der Schlepper Langeness die Halligen Süderoog, Südfall und Habel im nordfriesischen Wattenmeer mit Trinkwasser. Das ist notwendig, weil das einzige natürlich verfügbare Süßwasser der Halligen Regenwasser ist. Die Halligen sind so flach, dass sie bei Sturmfluten überspült werden können. Sie liegen an der Nordseeküste Schleswig-Holsteins, südlich von der Insel Sylt. Auf Süderoog wurde damals zu Forschungszwecken mit Hilfe von Windenergie eine Anlage zur Meerwasserentsalzung durch Umkehr-Osmose betrieben.
Die Hersteller des Paulaner-Bieres bezogen ihr Wasser zum Zeitpunkt der Dreharbeiten aus Tiefbrunnen, der tausende Jahre altes besonders wertvolles Trinkwasser anzapfen. Der Film kritisiert, dass dieses Wasser nicht nur für die Bierherstellung, sondern auch zu Reinigungs- und Kühlzwecken verwendet wird - und dass industrielle Verbraucher alte Brunnenrechte nutzen, um gratis an Grundwasser zu gelangen.
Inhalt: Der europäische Adel: Eine Klasse für sich Wollten Sie nicht schon immer wissen, was bei Hofe wirklich passiert? Wie man sich in der höfisch-ritterlichen Welt kleiden und verhalten musste? Was Aristokratinnen heimlich in ihre Tagebücher schrieben, und welche Blaublüter doch tatsächlich selbst arbeiteten? In diesem Buch geben SPIEGEL-Autoren und renommierte Adels-Experten überraschende Einblicke in die prunkvolle Welt des europäischen Adels. Sie stellen die wichtigsten Herrscherhäuser und ihre Stammsitze vor, und zeigen, welchen politischen und militärischen Einfluss der Adel vom Mittelalter bis heute auf die europäischen Gesellschaften hatte und wie sich seine Rolle im Laufe der Zeit wandelte. Und nicht zuletzt versuchen sie zu ergründen, wozu Adel heute noch verpflichtet. Das Buch wird zahlreiche Abbildungen enthalten. Umfang: 256 S. ISBN: 978-3-641-26863-3
Inhalt: Die Temperaturen liegen 20 Grad unter Null, doch es liegt kein Schnee in der tristen ungarischen Kleinstadt. Aus der ganzen Region strömen Menschenmassen wie im Wahn in das Städtchen, um im gastierenden Zirkus die Hauptattraktion zu bewundern: einen toten Wal. Auch der junge Außenseiter Valuska macht sich mit seinem einzigen Freund György auf den Weg, um das Monster zu bestaunen. Die schneelose Kälte und die ungewohnte Menschenmasse bringen das Städtchen bald an den Rand des Chaos'. Angestaute Aggressionen werden frei, eine destruktive emotionale Woge überrollt die Menschen, ob beteiligt oder unbeteiligt, und verwandelt den Ort in ein apokalyptisches Szenario. Einzig die Freundschaft der beiden Männer lässt in diesem Spektakel noch an Hoffnung und Menschenwürde glauben.
"'Werckmeister Harmóniák', gedreht in einem prächtigen Schwarz-weiß, ist auch in diesen Augenblicken ein Kino der Langsamkeit, des Atmens, der Fermaten: Jede Geste hat Zeit, zu ihrem Abschluss zu kommen und mit einer anderen verknüpft zu werden. Tarr stellt die Zeit nicht still, er gibt ihr einen menschlichen Takt. Das ist mehr, als man nach dem Motto hoffen dürfte, das über László Krasznahorkais Roman 'Melancholie des Widerstands' steht, der Tarr als Vorlage gedient hat: 'Es vergeht, aber es geht nicht vorüber.'" (Tagesspiegel)
Schauspieler: Alfréd Járai, Éva Almássy Albert, Hanna Schygulla, Peter Fitz, Lars Rudolph; Vorlage: László Krasznahorkai; Kamera: Miklós Gurbán, Patrick de Ranter; Produktion: Paul Saadoun, Joachim von Vietinghoff, Miklós Szita; Regie: Ágnes Hranitzky, Béla Tarr; Drehbuch: Béla Tarr, László Krasznahorkai; Montage: Ágnes Hranitzky Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Das Sofa ist alt, die Polster verblichen, der Holzrahmen hat viele Macken. 75 Jahre lang haben Menschen darauf gesessen, mit ihren Sorgen, Träumen und Hoffnungen. Aber das Sofa steht jetzt nicht mehr in einem Wohnzimmer, sondern am Straßenrand. Es ist Sperrmüll in Bodenheim am Rhein. Regina Leupold räumt ihre Praxis und ihre Wohnung, denn sie "verkleinert sich", wie sie sagt. Der Gedanke, dass alles auf dem Müll landet, tut weh. Doch in Regina Leupolds neuem Zuhause ist kein Platz.
Ein uralter gelber Lieferwagen biegt um die Ecke. Es ist der fünfte Kleintransporter mit polnischem Kennzeichen, der in der letzten Viertelstunde hier vorbeigefahren ist, hinterm Lenkrad ein aufmerksamer Fahrer, der jeden neu herausgestellten Gegenstand taxiert. Denn schon lange landet kaum etwas von dem, was in Deutschland auf den Sperrmüll gestellt wird, tatsächlich auf dem Müll. Der weitaus größere Teil tritt eine Reise an in Richtung Osten. Auch Regina Leupolds Sofa, drei Sessel und ein kleiner Wandteppich verschwinden im Laderaum des Wagens von Piotr Liszcz und Jan Mysliwiec.
Piotr war einer der ersten, der nach Deutschland fuhr, um die Sperrmüllberge zu durchforsten und alles Brauchbare zu Hause zu verkaufen. Zur Drehzeit, rund fünf Jahre nach dem EU-Beitritt Polens, gehören regelrechte Kolonnen polnischer, ungarischer, rumänischer und ukrainischer Kleintransporter an den Tagen vor der Sperrmüllabfuhr zum Straßenbild in den rheinhessischen Dörfern. "Am Tisch der Reichen werden auch die Hunde satt", sagt Piotr Liszcz. "Wir sind hier keine Gäste. Wir sind Eindringlinge, nicht Gäste. Keiner lädt uns ein. Wir müssen uns absolut unauffällig benehmen, leise sein, keinen Dreck machen, keinen Alkohol trinken." Nicht leicht, wenn das Leben sich zwischen Sperrmüllhaufen und öffentlichen Parkplätzen abspielt, auf denen die Männer die Ware sortieren, essen, Pause machen und in ihren Autos übernachten, bevor es ins nächste Dorf oder nach Hause geht.
Für die Filmemacherin Katja Schupp und den mehrfach ausgezeichneten Kameramann Hartmut Seifert war Piotr ein Glücksfall, denn die meisten Männer, die als Sperrmüllsammler unterwegs sind, verstecken sich lieber, wollen nichts riskieren, vermeiden den Kontakt zu den Deutschen, erst recht zu jeder Kamera. Sie wissen nur zu gut, wie verbreitet die Vorurteile immer noch sind. "Heute gestohlen, morgen schon in Polen" bekommen auch die Filmemacher immer wieder zu hören. So vergingen nicht ohne Grund seit dem ersten Kontakt zu Piotr Liszcz und den Männern, die mit ihm zusammenarbeiten, über zweieinhalb Jahre, bis die Dokumentation fertig war. Sie überzeugt mit einer tiefen Nähe zu den polnischen Sperrmüllsammlern, die die Kamera vom Aufstehen bis zum Zubettgehen in den engen Mehrbettwohnwagen dabei sein lassen.
Inhalt: Die berüchtigten Aktivisten The Yes Men (Mike Bonanno und Andy Bichlbaum) inszenieren seit 20 Jahren unterhaltsame und provokative Aktionen, um die internationale Aufmerksamkeit auf Verbrechen zu lenken. Verbrechen durch Konzerne gegen die Menschlichkeit und die Umwelt. Bewaffnet mit Secondhand-Anzügen und wenig Schamgefühl infiltrieren sich die Revolutionäre in Business-Events und Regierungsfunktionen, um auf die negativen Folgen der Globalisierung und der Geiz-ist-geil-Kultur hinzuweisen.
Im dritten Teil der Trilogie (nach "Die Yes Men" und "Die Yes Men regeln die Welt") sind die beiden Männer nun Mitte 40, und ihre Mid-Life-Crisis bringt sie beinahe dazu, ihre Aktivisten-Karriere endgültig zu beenden - obwohl sie gerade dabei sind, die größte Herausforderung ihres Lebens vorzubereiten: den Klimawandel. Anders als die beiden ersten Folgen ist dieser Teil eher eine Charakterstudie als eine unterhaltsame Dokumentation ihrer letzten Interventionen. Der Film zeigt, wer die Menschen hinter den Shows sind und vermittelt die hoffnungsvolle Botschaft, dass Veränderungen möglich sind, wenn man für sie kämpft.
Produktion: Christian Beetz, Laura Nix; Montage: Geraud Brisson, Claire L. Chandler; Drehbuch: Mike Bonanno, Laura Nix, Andy Bichlbaum; Musik: Joe Wong, Didier Leplae; Regie: Mike Bonanno, Andy Bichlbaum, Laura Nix; Kamera: Laura Nix, Raul Barcelona, Martin Boudot; Protagonist: Mike Bonanno, Andy Bichlbaum Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Ein kleines Dorf im heutigen Indien. Vier Frauen wagen es, sich gegen die Männer und die erdrückenden Traditionen aufzulehnen. Mit Hilfe ihrer Freundschaft und ihres Freiheitswillens bekämpfen sie ihre Dämonen, träumen von der Liebe und darüber hinaus. Es beginnt die Zeit der Frauen ...
Der erste internationale Film der indischen Regisseurin Leena Yadav, bei dem sie den Oscar-prämierten TITANIC-Kameramann Russell Carpenter an ihrer Seite hatte, ist ebenso bunt und lebenslustig wie ermutigend. Seit seiner Premiere beim Toronto International Film Festival 2015 wurde DIE ZEIT DER FRAUEN weltweit auf Festivals ein Überraschungshit.
"Diese wunderschön umgesetzte feministische Brandschrift mischt Wut mit Bollywood-Koketterie und exotischen Tänzen." (Le Monde)
Schauspieler: Riddhi Sen, Radhika Apte, Sumeet Vyas, Tannishtha Chatterjee, Surveen Chawla, Chandan Anand, Lehar Khan, Mahesh Balraj; Produktion: Leena Yadav; Montage: Kevin Tent; Kamera: Russell Carpenter; Drehbuch: Leena Yadav; Regie: Leena Yadav Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: ?Wir haben alle eine ? merken es aber erst, wenn wir uns am liebsten draufbeißen würden.? (Mithu Sanyal) Florian Werner ergründet in seinem Portrait ?Die Zunge? bekannte und unbekannte Facetten dieses Körperteils. Sprechen, Schmecken, Lecken, Küssen, Zeigen: Die menschliche Zunge ist der soziale Muskel schlechthin. Wer aber respektiert werden will, sollte sie im Zaum halten. Fast könnte man meinen, dass wir diesem Organ, das so zentral ist für unsere Weltbeziehung, misstrauen. Als wäre die Zunge ein Wesen mit eigenem Willen ? unberechenbar wie die Schlange, die eine gespaltene Zunge hat.?Die Zunge? beschreibt dieses Organ erstmals in seiner ganzen Komplexität: als Sprachinstrument und Geschmacksorgan, als erogene Zone und obszönes Zeichen, als Gegenstand von Literatur, Musik, Kunst, Film und Werbung. Florian Werner setzt diesem unterschätzten Körperteil endlich das Denkmal, das er verdient. Umfang: 224 S. ISBN: 978-3-446-29771-5
Inhalt: "Jung, stark und immer gut drauf" - ein Motto, das für die erste Lebenshälfte vieler Männer ganz zentral war, ist mit 40 nicht mehr das Wichtigste im Leben. Denn nun kommt "das beste Mannesalter" - das viel zu bieten hat, sich aber oft auch als die schwierigste Lebensphase entpuppen kann. Situationen tauchen auf, auf die "Mann" ganz und gar nicht vorbereitet ist, Grenzen werden erspürt, auf die man nicht gefasst ist.Markus Hofer beschreibt in seinem Buch augenzwinkernd die Herausforderungen, Schwierigkeiten und Veränderungen, aber auch die guten Seiten des Älterwerdens, die auf Männer in der zweiten Lebenshälfte zukommen. Die neuen Qualitäten müssen manchmal erst mühsam entdeckt werden. Erfolg im herkömmlichen Sinn wird zunehmend schal und zählt immer weniger. Stattdessen geht es um die Chance, reifer und weiser zu werden. Damit man imstande ist, die Früchte des Lebens zu ernten, gilt nun: anfangen, loslassen, statt noch mehr Gas zu geben und langsam heimzukommen statt davonzurennen.Die Lebensmitte ist für Männer eine große Herausforderung, eine Chance der Verwandlung. Doch diese Verwandlung verlangt einiges an Geduld - und ist mit ein wenig Humor besser zu bewältigen. Dafür entwirft der Autor einen amüsanten Leitfaden mit vielen Tipps und Hilfen für den Alltag und auch für die Partnerschaft in der zweiten Lebenshälfte. Umfang: 142 S. ISBN: 978-3-7022-3240-5
Inhalt: "Die Anmut, die wir von der Kunst fordern, ist wie eine Blüte aus Bemühen und Energie - das Gegenteil von Nachlässigkeit." (Eladio Dieste)
Streetscapes - Kapitel IV / Photographie und jenseits - Teil 27 / Architektur als Autobiographie / Eladio Dieste (1917-2000): Eine filmische Dokumentation von 29 Bauwerken des uruguayanischen Architekten und Schalenbaumeisters Eladio Dieste (1917-2000). Der Film wurde im November 2015 in Uruguay und Spanien gedreht. Als Prolog drei Bauwerke von Julio Vilamajó (1894-1948).
Eladio Diestes Innovationen und alternativen Bautechniken waren lange Zeit in ihrer Effizienz herkömmlichen Bauarten überlegen und erlaubten große Spannweiten in einer zuvor nie gesehenen Anmutung. Heute gilt er als herausragender Ingenieursbaukünstler. Seine Schriften zu Architektur und Konstruktion, seine Überlegungen zur Formgebung und zum Verhältnis von Architektur und Kunst weisen ihn als profunden Denker einer sozialen architektonischen Praxis aus.
Streetscapes - Vier Filme von Heinz Emigholz Kapitel I: 2+2=22 [The Alphabet] Kapitel II: Bickels [Socialism] Kapitel III: Streetscapes [Dialogue] Kapitel IV: Dieste [Uruguay]
Produktion: Irene von Alberti, Frieder Schlaich; Drehbuch: Heinz Emigholz; Montage: Till Beckmann, Heinz Emigholz; Regie: Heinz Emigholz; Kamera: Heinz Emigholz, Till Beckmann Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Das Mädchen Dilili ist zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus Neukaledonien nach Paris gekommen. Ganz genau will Dilili wissen, wie die Menschen in der französischen Hauptstadt leben und was sie denken. Dabei gerät sie in ein spannendes Abenteuer, denn in Paris verschwinden immer mehr Mädchen und Frauen spurlos! So wird Dilili zur Detektivin, die einer Verbrecherbande auf die Spur kommt.
Unterstützt wird Dilili vom jungen Pariser Fahrradboten Orel, aber auch von vielen anderen Menschen, die fast alle sehr berühmt sind: Künstler*innen, Wissenschaftler*innen, Architekt*innen, Forscher*innen, Persönlichkeiten, die zu Beginn des neuen Jahrtausends für Aufbruch und Fortschritt, freies Denken und mutiges Handeln stehen: Henri de Toulouse-Lautrec, Louis Pasteur, Emma Calvé, Auguste Rodin, Camille Claudel, Alberto Santos-Dumont, Sarah Bernhardt, Marie Curie, Louise Michel und viele andere. Vor allem sind es die Frauen, denen sich der Film liebe- und respektvoll zuwendet, indem er deutlich macht, wie sie für ihre Rechte und Ideen kämpfen müssen und sich gegen viele Widerstände und Rückschläge doch zu starken, geachteten und sogar einflussreichen Persönlichkeiten entwickeln.
"Dilili in Paris" ist ein großes, ästhetisches Erlebnis. Regisseur Michel Ocelot schuf einen bildprächtigen, visuell schwelgerischen Zeichentrickfilm, dessen tableauartige Kompositionen voller raffinierter Bezüge, subtiler Zitate und kenntnisreicher Nachgestaltungen sind: Er erweckt die Zeit der Belle Epoque, als Paris zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine der großen Metropolen geistiger, künstlerischer und wissenschaftlicher Entwicklungen war, zu neuem Leben und feiert sie hymnisch als eine Zeit des Aufbruchs und der Erneuerung. Dabei gelingt ihm souverän ein Spagat: "Dilili in Paris" ist ein unterhaltsamer Detektivfilm für Kinder, zugleich eine detail- und kenntnisreiche Geschichtslektion, vor allem aber ein engagierter, vehement kämpferischer Beitrag gegen jede Art von Vorurteilen und Ausgrenzungen, Intoleranz und der Verletzung der Menschenwürde.
Die KinderFilmWelt schreibt: "Auch die Zuschauerinnen und Zuschauer müssen zur Spürnase werden und sehr genau auf die vielen farbenprächtigen Bilder dieses Zeichentrickfilms achten. Das fängt damit an, dass man eine kleine Familie in einem exotischen Dschungel sieht und ahnt, dass hier etwas nicht stimmt: Die dunkelhäutigen Menschen sind nämlich mitten in Paris und führen vor, wie sie in ihrer Heimat leben - und die Pariser bestaunen sie wie Tiere in einem Zoo!
Regisseur Michel Ocelot wurde durch seine Filme um den kleinen afrikanischen Jungen Kiriku berühmt. Kiriku und Dilili haben vieles gemeinsam: Beide sind sorg- und angstlos, beide legen sich mit mächtigen Gegnern an, beide kämpfen für Gerechtigkeit und die Rechte der Menschen. Denn schon damals gab es nicht nur kluge und berühmte Menschen, die man alle im Film kennenlernen kann, sondern auch Andersdenkende, die sich an Fremden stören und verhindern wollen, dass Frauen frei denken und arbeiten. Davon erzählt der spannende Film, in dem du ganz viel lernen kannst, ohne im Entferntesten das Gefühl zu bekommen, es habe etwas mit Schule zu tun - Nein: DILILI IN PARIS ist ganz großes Kino mit wirklich einzigartig stimmungsvollen Bildern."
Drehbuch: Michel Ocelot; Musik: Gabriel Yared; Regie: Michel Ocelot; Produktion: Christophe Rossignon; Montage: Patrick Ducruet Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Migration der Arbeit wegen - welche Geschichten verbergen sich dahiner? Serpil Turhan, Tochter kurdischer Eltern, erzählt mit diesem Film eine davon:
"Meine Mutter heiratete meinen Vater 1973 in Küçük Otlukbeli, einem kleinen Dorf im Osten der Türkei. Nach ihrer Hochzeit emigrierten sie nach Berlin. Seit über 30 Jahren hat meine Mutter ihr Heimatdorf nicht mehr besucht. Jedes Jahr nahm sie sich die Reise dorthin vor, verschob sie jedoch immer wieder.
Im Jahr 2011 begleite ich meine Großeltern mit einer Kamera in das Dorf. Küçük Otlukbeli ist mittlerweile verlassen. Geblieben sind Erinnerungen, Ruinen und die Natur. Meine Großmutter erzählt mir zum ersten Mal von ihrer Kindheit, ihrem harten Leben im Dorf und ihrer Hochzeit [mit nur 13 Jahren - d.Red.].
Mit den Eindrücken aus der Heimat meiner Eltern kehre ich nach Berlin zurück. Ich beginne, meine Eltern in ihrem Alltag zu filmen. Wir führen Gespräche über ihre Erinnerungen an das Dorf, über ihr Leben in Deutschland und über den Verlust ihrer kurdischen Muttersprache.
"Dilim Dönmüyor- Meine Zunge dreht sich nicht" ist eine Spurensuche in die Vergangenheit und Gegenwart meiner Familie. In Fragmenten aus dem Leben von drei Generationen erzählt der Film von der schmerzhaften Trennung der Familie durch die Migration, vom Verschwinden ihrer kurdischen Identität und von der Suche nach Heimat.
*** Serpil Turhan "umspielt die Themen Heimat und Sprache mit einem entwaffnenden Sinn für Alltäglichkeiten," vermerkt das Protokoll der Filmgesprächs auf der Duisburger Filmwoche. Turhan spüre, so das Protokoll, der permanente Entwurzelung ihrer Familie in alltäglichen Gebärden nach:
"Der Großvater, der gerne wieder in sein Geburtsdorf zurückkommt, pflückt ständig Blumen, während die Großmutter, die dort ob ihrer schrecklichen Erinnerungen nicht einmal begraben werden will, die Regisseurin in langen Fußmärschen zu dem Birnbaum führt, der eine Heimat von einer anderen trennt. Nach dem entscheidenden Schnitt, der den Film von Küçük Otlukbeli nach Berlin bringt, sieht man schließlich die Mutter Turhans auf ihrem Balkon neue Pflanzen einbringen." [Duisburger Filmwoche Protokoll]
Der Film ist Serpil Turhans Diplomfilm an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Er wurde auf zahlreichen internationalen Festivals aufgeführt, darunter 2022 in der Sektion "Forum Special" der Berlinale.
Inhalt: Nicht erst seit dem FIFAoSkandal ist eines klar: Im internationalen Spitzensport regieren Betrug, Korruption und Ausbeutung. Der preisgekrönte Dokumentarfilm "Dirty Games" blickt weltweit hinter die Kulissen der schillernden Sportwelt und nimmt die beliebten Sportarten Fußball, Boxen und Basketball unter die Lupe.
Benjamin Best, einer der führenden Investigativjournalisten in Sachen Sport, enthüllt dunkle Machenschaften innerhalb des milliardenschweren Sportgeschäfts. Er gibt Opfern und Geschädigten Gesicht und Stimme. Sein spannender Dokumentarfilm mit teils schockierenden Bildern ist auch ein Appell an die Fans. Denn als Zuschauer vor dem Fernseher und im Stadion haben sie durchaus die Macht zu sagen: Stopp, bis hierhin und nicht weiter!
»Der Film "Dirty Games" ist deswegen so wichtig, weil er die grausamen Realitäten hinter der Propaganda zeigt - und das schonungslos ... seine eindringlichen Aufnahmen und Gesprächspartner zeigen plastisch und prägnant die Niederträchtigkeiten im "Big Business" Sport.« (11 FREUNDE) »Die Stärke von "Dirty Games": Der Film heischt nicht nach der Schlagzeile, er zeigt stattdessen die alltägliche gewordene Perversion, den ständigen Rechtsbruch.« (Frankfurter Allgemeine Zeitung)
Kamera: Tilo Gummel, Jürgen Heck; Montage: Klaus Flemming; Protagonist: Charles Farrell, Tim Donaghy, Christopher Gaffney; Regie: Benjamin Best; Produktion: Benjamin Best; Musik: Ramon Kramer Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Was ist Realität und was ist Vorstellung? Wer definiert die Grenzen? Ein Pianist spielt begnadet Klavier. Das Klavier spiegelt das Gefühl des Pianisten, es sprengt jede Dimension. Wie auch das Gefühl: Der Mann vermisst seine Tochter, er darf sie nicht mehr sehen. Ginge der Mann zum Arzt, würde dieser womöglich eine Psychose diagnostizieren. Würde, hätte, könnte. Er lebt auf der Straße. Die Mutter ist besorgt, weil der Mann, der einst ihr Mann war, immer tiefer sinkt. Was ist das für eine Welt, die ihm ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern vermag, ihr aber nichts als Angst macht? Die Tochter hat keine Angst. Es bleibt die Sehnsucht. In "Dissonance" gehen Realität und Phantasie ineinander über, fließen ineinander. 3D-Animation und Live Action werden eins. Eine Odyssee durch Zeit und Raum. Ein modernes Märchen. (Quelle: 65. Internationale Filmfestspiele Berlin, Katalog)
Jury-Begründung FBW ("besonders wertvoll"): "Der Videokünstler Till Nowak lockt mit Sinn für Komik und seiner vorzüglichen Animation immer wieder hinein in eine Traumwelt, die einen verführerischen Kontrast zu kurzen Realfilmteilen bilden. (...) Von technischer Seite setzt er die Messlatte für zukünftige Arbeiten hoch. Aber auch die Umsetzung des sattsam bekannten Themas hat der Film ideal gelöst. Mit genauso viel Feingefühl wie Humor hat er die Jury begeistert."
Schauspieler: Nina Petri, Roland Schupp, Hannah Heine, Klaus Zehrfeld; Stimme: Mirko Thiele; Mitwirkende: Till Nowak, Till Nowak; Musik: Olaf Taranczewski, Frank Zerban; Regie: Till Nowak; Produktion: Fabian Gasmia, Till Nowak, Henning Kamm; Montage: Till Nowak; Kamera: Ivan Robles Mendoza; Drehbuch: Till Nowak Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Stadtzentrum von São Paulo, Brasilien. Ein Apartmenthaus: 7 Stockwerke, 28 Zimmer, 107 Bewohner, die alle die Sucht nach Crack gemeinsam haben, und oft auch die Farbe ihrer Haut. Im Laufe mehrerer Monate wird das Leben in einer Sozialwohnung - Teil eines "Schadensbegrenzungs"-Programms des Rathauses, das kurz vorm Abbruch steht - enthüllt. Während die Kamera durch Flure, Zimmer, Aufzüge und Treppen driftet, sieht man Charaktere, die auf der halluzinierten Jagd nach Bindungen sind und leidenschaftlich um ihr Leben kämpfen, Tag und Nacht. An diesem klaustrophobischen Ort kann alles passieren.
Sound Design: Fernando Henna, Daniel Turini, Henrique Chiurciu; Kamera: Léo Bittencourt; Produktion: Anna Muylaert, Beatriz Carvalho, Rafael Sampaio, Maíra Bühler; Montage: Alexandre Wahrhaftig; Drehbuch: Maíra Bühler; Regie: Maíra Bühler Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Matze, Elvis, Peter und Sergio leben auf der Straße. Der Film erzählt, was sie erlebt und überlebt haben, was sie vom Leben wissen. Sie organisieren ihr Leben mit viel Erfindungsreichtum.
Um den vier Männern näher zu kommen, verfolgten die Filmemacherinnen eine besondere Strategie: Sie konzentrierten sich auf die Habseligkeiten, die die Protagonisten bei sich tragen. Der Blick in ihre Plastiktüten, Taschen, Einkaufswagen gibt den Blick frei auf wenige, sorgsam ausgewählte Objekte. Mit ihrer Hilfe öffnet sich eine ganze Welt. Als würde man ein fremdes Haus betreten.
Der Film aber will mehr, als nur beobachten und zuhören. Es ging den Filmemacherinnen nicht allein um das Sichtbarmachen von Lebensgeschichten. Sie wollten, dass die Protagonisten für eine Nacht in einem anderen Licht dastehen. Deshalb haben sich für die Dauer einer Nacht, ihre Schlafplätze verwandelt. Die Filmemacherinnen gingen von den vorhandenen Gegenständen und ihren Geschichten aus und schufen einen neuen Raum. Dort, wo ihre Helden Schutz suchen, an ihrem Lagerplatz, entstanden individuelle Kompositionen, wie Bühnenkulissen oder Vitrinen eines Museums. Das bisher Gehörte und Gesehene wird überhöht und dadurch anschaulich. Ein Bild der Innenwelt entsteht. Dies eröffnet einen poetischen, Erlebnisraum für die Zuschauer, der Platz freimacht zur individuellen Auseinandersetzung mit ihren Protagonisten. Am Ende des Films bleiben die nächtlich erleuchteten Schlafplätze wie Gedankenbilder stehen, die bald wieder verschwunden sein werden.
Kamera: Sophie Maintigneux; Regie: Johanna Sunder-Plassman, Tama Tobias-Macht; Drehbuch: Johanna Sunder-Plassman, Tama Tobias-Macht; Produktion: Titus Kreyenberg Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Ein Kreuzfahrtschiff mit 3.000 Männern - ein Universum ohne Heteros und Frauen, ein Spektakel, das normalerweise der Außenwelt verborgen bleibt. Einmal im Jahr sticht das DREAM BOAT in See. Es ist Europas einziges Kreuzfahrtschiff für schwule Männer, auf dem die meisten Passagiere eines gemeinsam haben: den Wunsch, an einem geschützten Ort als der leben und lieben zu können, der man ist.
Dipankar aus Indien entfloh einer arrangierte Ehe und schmeißt sich nun ins Geschehen, um seinen Traummann zu finden. Doch das Korsett des Männlichkeitsideals der schwulen Community wird immer enger für ihn. Ramzi wurde wegen seiner sexuellen Orientierung in seiner Heimat Palästina von der Polizei verfolgt, stand vor dem Nichts und musste in Europa ein neues Leben beginnen. Der Franzose Philippe hat keinen Kontakt mehr zu seiner Familie, seit er im Rollstuhl sitzt. Umso wichtiger sind für ihn seine langjährige Beziehung und die Geborgenheit in der schwulen Ersatzfamilie. Martin aus Wien genießt den Hedonismus und die Männerauswahl aus vollen Zügen und gibt Perspektiven auf einen zeitgemäßen Umgang mit dem Thema HIV- ohne Stigma, Ängste und Opferrolle. Marek aus Polen scheint dank seines trainierten Körpers alles zu haben, um auf dem Männermarkt zu bestehen. Dennoch fühlt er sich einsam in der Menge. Jetzt läuft der Countdown für sieben Tage Jagd nach Freiheit, Liebe und Glück - doch mit im Gepäck reisen bei allen auch ihre persönlichen Geschichten, Zweifel und Unsicherheiten...
Montage: Markus Schmidt; Produktion: Christian Beetz; Drehbuch: Tristan Ferland Milewski; Regie: Tristan Ferland Milewski; Kamera: Jakob Stark, Jörg Junge Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Berlin, Mitte der 1980er-Jahre: Seit mehr als 20 Jahren teilt eine Mauer die Stadt. Von Osten her wird sie von bewaffneten Kräften bewacht. Nur wer das Rentenalter erreicht hat, darf die Grenze von Ost nach West passieren; Ausnahmegenehmigungen werden nur willkürlich erteilt. Versuche, die Grenze auf eigene Faust zu überwinden, werden mit Schüssen beantwortet; Überlebende landen hinter Gittern. Im Ostteil Deutschlands heißt die tödliche Grenze offiziell "antifaschistischer Schutzwall". In Wahrheit riegelt die DDR sich seit 1961 ab, um massenhafte Abwanderung von Arbeitskräften zu stoppen.
Als die in Westberlin lebende Regisseurin Helga Reidemeister sich an ihre Ost-West-Bestandsaufnahme DREHORT BERLIN macht, ahnt niemand, dass 1989 eine Friedliche Revolution die Mauer zum Einsturz bringen wird. Eindrucksvoll fotografiert, bietet der Film DREHORT BERLIN packenden historischen Anschauungsunterricht über die Stadt Berlin und deren Teilung aus der Perspektive einer Regisseurin, die 1940 mitten im Zweiten Weltkrieg geboren wurde und den Westberliner Achtundsechzigern zuzurechnen ist.
Die Auswahl ihrer Protagonisten beschreibt den Status Quo der Zeit, der nur wenig Raum für Hoffnung auf fundamentale Veränderungen lässt. Während die Protagonisten im Westteil frei sprechen können und teils fundamentale Kritik an den westdeutschen Verhältnissen äußern, müssen die Interviewpartner im Ostteil davon ausgehen, dass ihre Aussagen von staatlichen Stellen genauestens registriert werden. Wer über das Geduldete hinaus Kritik äußert, muss mit Repressalien rechnen.
Reidemeister überlässt es den markigen Stimmen des offiziellen Westberliner Teilungs-Gedenkens, auf den diktatorischen Charakter der DDR hinzuweisen. Vertreter der in der DDR gewachsenen Opposition kommen nicht zu Wort, obwohl sich sowohl in Ost- wie auch in Westberlin vielfältige DDR-kritische Stimmen sammelten.
Produktion: Klaus Volkenborn, Alexander Wesemann, Christa Vogel; Regie: Helga Reidemeister; Montage: Dörte Völz-Mammarella; Drehbuch: Helga Reidemeister; Musik: Andy Brauer; Sound Design: Katharina Rosa; Kamera: Lars Barthel Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Der Multimillionär Eduard Schlüter nimmt unter dem Namen Schulze an einem Gewinnspiel seiner eigenen Schlüter-Werke teil und gewinnt einen Aufenthalt im Grand Hotel. Als armer Schlucker verkleidet möchte er die Reaktionen des Hotelpersonals und der Gäste studieren. Als Helfer nimmt er seinen zuverlässigen Diener Johann mit. Dort angekommen schließt er Freundschaften und hat auch Grund zum Ärger, als seine Tochter und die Hausdame anreisen.
Die literarische Vorlage zu dieser Verwechslungskomödie stammt von Erich Kästner, der den Stoff 1934 aufgrund seines Publikationsverbots unter dem Namen Robert Neuner veröffentlichen musste. Mehr als 20 Jahre später schrieb Kästner selbst das Drehbuch, seine Dialoge begeistern mit hintergründigem Witz und verleihen der warmherzigen, humanistischen Fabel Flügel. "Und vergessen Sie beim Reden nicht, Luft zu holen", sagt Günther Lüders als Butler zu Margarete Haagen in der Rolle der überspannten Haushälterin.
Musik: Sándor Szlatinay; Stimme: Erich Kästner; Schauspieler: Paul Dahlke, Claus Biederstaedt, Hans Olden, Günther Lüders; Drehbuch: Erich Kästner; Montage: Paula Dvorak; Vorlage: Erich Kästner; Regie: Kurt Hoffmann; Kamera: Richard Angst; Produktion: Karl F. Sommer Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: "Du hast es echt geschafft, mich zu toppen. Wobei ich immer dachte, ich sei das schlimmste Kind gewesen für meine Mutter." So kommentiert Claudia (41) das Verhalten ihrer Tochter, der 16-jährigen Maya. Selbst noch ein Teenager, hat Maya vor wenigen Wochen eine kleine Tochter zur Welt gebracht. Schon etwas länger ist es her, dass sie ihre Mutter und Großmutter mit ihrem Übertritt zum ´Islam konfrontiert hat.
Viele von Mayas Freundinnen sind in muslimischen Familien aufgewachsen, habe sich aber gegen das Kopftuch entschieden. Maya dagegen findet, für eine gläubige Muslima gehört das Kopftuch unbedingt dazu.
Obwohl Claudia und Maya sich als Mutter und Tochter durchaus zugetan sind, ist ihr Verhältnis voller Konflikte. Deshalb können sich beide ein gemeinsames Leben in Claudias Mietwohnung nicht mehr vorstellen.
Maya hat deshalb vorübergehend bei ihrer Großmutter Anna Unterschlupf gefunden. Anna ist gläubige Christin und lebt in einem Ludwigsburger Reihenhaus. In einem Zimmer unterm Dach kann Maya mit ihrem Baby wohnen. Aber nur auf Zeit. Zu unterschiedlich sind die Vorstellung vom Leben auch zwischen Großmutter und Enkelin.
Der Umgang der drei Frauen miteinander und Mayas Leben in Annas Haushalt ist eine Gratwanderung für alle Beteiligten. Es erfordert viel Toleranz und Disziplin, damit sie sich nicht andauernd streiten.
Trotz früher Mutterschaft möchte Maya ins Leben starten und unabhängig werden. Sie möchte lieber in ein Mutter-Kind-Heim ziehen, als dauerhaft bei Anna zu leben.
Auch die Ende der 1970er Jahre geborene Claudia sucht aufs Neue nach ihrem Weg. Hinter ihr liegt eine schwere Trennung. Die Zeit vor der Trennung empfindet sie bis heute als Einschnitt in ihre Selbstbestimmung. Entgegen ihren Wünschen führte sie ein Hausfrauendasein, musste sich zeitweilig ganz der Anfang der 2000 Jahre geborenen Maya und ihrem Bruder widmen. Dieses Gebundensein stand in starkem Kontrast zu Claudias rebellischer Jugend. Genau wie Maya wünscht sich auch Claudia für ihre Zukunft finanzielle Unabhängigkeit mit einer sinnstiftenden Arbeit.
Die gemeinsame Fürsorge für die neugeborene Djana eint die drei Frauen trotz aller Unterschiede und Spannungen. Der feinfühlig und genau beobachtende Film hält fest, wie sie um ein Miteinander und gegenseitige Achtung ringen.
Inhalt: In Westdeutschland vor der Wiedervereinigung, aber auch darüber hinaus, wurden Kinderkrippen lange äußerst kritisch angesehen. Es hieß, die Kleinkinder gehören zur Mama, und nicht in eine Verwahranstalt. Filmemacher Klaus Stanjek dokumentierte Mitte der 1980er-Jahre den Alltag in einer Münchener Krippe für Kinder von ein bis drei Jahren. Drei Erzieherinnen waren hier für 14 Kinder verantwortlich. Ihre Arbeit ermöglichte einer alleinerziehenden Mutter, selbst einer Arbeit nachzugehen - während eine andere Familie ihrem Kleinkind täglichen Kontakt zu anderen Kindern ermöglichen wollte.
Ein Ausflug in die Geschichte der Frühpädagogik.
Sound Design: Helfried Spitra; Kamera: Klaus Stanjek; Regie: Klaus Stanjek; Montage: Sabine Bachthaler; Mitwirkende: Jan Hermerschmidt; Drehbuch: Klaus Stanjek Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Ein Freitag im Oktober in Berlin: 24 Stunden im Leben von sechs Freunden Anfang 30. Sie sind ledig, leben in Neukölln: Schriftsteller Övünç befindet sich in einer Schreibkrise. Pascal, beruflich erfolgreich, plagt die Sehnsucht, sein jetziges Leben für ein neues weg zu werfen, doch für welches, weiß er nicht so genau. Er und Schauspielerin Raha haben sich vor kurzem getrennt. Raha erhofft sich eine berufliche Entwicklung, die Tag für Tag auf sich warten lässt. Kara übernachtet lieber bei Freunden als bei sich zuhause. Henner verbringt den Tag in einer Bar und trifft da Anja, die später gern ein Teil von der Clique wird. Abends feiern die Freunde in Övünçs Geburtstag rein. Wechseln den beklemmenden Tag für das volle, anregende Berliner Nachtleben. Sie bewandern die Straßen und die Bars von Neukölln - auf der Suche nach einer Belohnung für all das, was man tagsüber ertragen muss.
"Schon der Anfang ist ein Statement: Rund neun Minuten dauert die Plansequenz, in der Övünç (Övünç Güvenisik) sich aus dem Bett schält, sein klingelndes Handy sucht, zwei Kippen raucht und seinen Gedanken nachhängt, wohl auch wegen seiner abends anstehenden Geburtstagsparty, um die es im Telefonat ging. Dann ein Griff neben das Bett, zum Staubsauger, der dröhnend für eine kleine Ewigkeit die Tonspur penetriert. Dieses Spiel treibt Simona Kostova in ihrem wunderbar unverbrauchten Debüt des Öfteren. (...)
Das mag bisweilen anstrengen, vor allem später, wenn die Kakophonie des Nachtlebens das Treiben bestimmt und immer wieder laute Musik und Stimmgewusel alles überlagern. Doch es ist eine kluge Strategie, mit der Kostova sagt: Schaut genau hin. Es geht von Bar zu Club zu Bar zu Club durch die Berliner Nacht. Jazz, experimentelle Musik, ein Zitat von Tschechow. Schließlich stampfende Technobeats in einem düsteren Keller, in dem ein Remix von »Change Your Heart« den kurzen emotionalen Ausnahmezustand von Kara kommentiert. Und wenn der Film dann beim Frühstück endet und eigentlich alles wie gehabt ist: Dann ist man doch baff, wie nah man dem Lebensgefühl dieser Menschen gekommen ist, über die eigentlich kaum etwas erzählt wurde. Eigentlich." (Jens Balkenborg, in: epd film)
Inhalt: Yusuke Kafuku (Hidetoshi Nishijima) ist Bühnenschauspieler und Regisseur, glücklich verheiratet mit der Drehbuchautorin Oto (Reika Kirishima). Doch plötzlich stirbt Oto und hinterlässt ein Geheimnis. Zwei Jahre später erhält Kafuku, der den Verlust seiner geliebten Frau noch nicht verkraftet hat, das Angebot, bei einem Theaterfestival in Hiroshima "Onkel Wanja" von Anton Tschechow zu inszenieren. Dort lernt er Misaki (Toko Miura) kennen, eine zurückhaltende junge Frau, die ihm als Chauffeurin zugewiesen wird. Während der gemeinsamen Fahrten öffnen sich Fahrerin und Fahrgast, dabei holen Kafaku die Rätsel der Vergangenheit ein, die ihn im Stillen verfolgen.
Basierend auf einer Kurzgeschichte von Haruki Murakami, glückte Ryusuke Hamaguchi ein feinfühliges, äußerst kunstvoll komponiertes Drama, das behutsam und unaufdringlich zum Nachdenken über Verlust und Loslassen einlädt. Zugleich visualisiert das Meisterwerk die heilende Kraft von Kunst und Sprache, die helfen kann, Kommunikationsbarrieren, wie soziale Klassen, Nationalität, Behinderung, Schuld und Traumata zu überwinden. Ein faszinierend vielschichtiger Film, der einen von Beginn an in seinen Bann schlägt.
"Hamaguchi erzählt die Annäherung dieser beiden Menschen, ihr plötzlich sehr freimütiges Sprechen über ihre Beschädigungen und Schuldgefühle, ganz ohne Pathos und erotischen Unterton. In der vielleicht schönsten Szene des Films rauchen Misaki und Yusuki beim Fahren wortlos eine Zigarette, ihre Hände nebeneinander zum Dachfenster hinausgestreckt, in die von bunten Lichtreflexionen erleuchtete Nacht." (Esther Buss, auf: filmdienst.de)
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