Inhalt: An einem flirrenden Sommertag treffen die Mitglieder der Familie Kerkhoff in der Abgeschiedenheit eines Klosters nach Jahren wieder aufeinander. Eine Familienfeier der besonderen Art steht an: Kati (Marie Leuenberger), die jüngste Tochter, hat sich entschlossen, ihre Familie und ihr "normales" Leben zu verlassen, um einem Orden beizutreten. Sie soll an diesem Sonntag feierlich eingekleidet werden. Der Schock sitzt in der komplett weltlichen Familie tief und fordert ihre Mitglieder heraus, die eigenen Lebensentwürfe und Werte zu überprüfen. Warum um alles in der Welt hat Kati diese Entscheidung getroffen? Angeführt von der ältesten Schwester Saskia (Maria Schrader), die mit Ende 30 immer noch nicht weiß, wohin ihr schillerndes Leben führen soll, eskaliert der Nachmittag im spätsommerlichen Klostergelände...
Vordergründig handelt es sich um einen höchst unterhaltsamen Ensemblefilm mit vorzüglichen Darstellern und pointierten, mitunter scharfzüngigen Dialogen. Zugleich aber bereitet Anne Wild die zentrale Begegnung der Schwestern mit stillen, kontemplativen Szenen aus dem Klosterinneren vor, die sich beharrlich in die familiären Zwistigkeiten schieben und sie (ein-)dringlich auf eine weitere gedankliche Ebene heben, quasi ein subtiles Spannungsfeld zwischen dem Profanen und dem Sakralen schaffen. Wenn schließlich die "alte" Schwestern von einer "neuen" abgelöst wird, dann ist dies ein stiller, höchst suggestiver Vorgang, der sich nahezu "natürlich" aus der visuellen und klanglichen Gestaltung heraus ergibt.
Wobei das eigentlich "Wunder" des Films darin besteht, dass er nie ins Weihevolle abdriftet, sondern vorrangig eine warmherzige, liebenswürdige "menschliche Komödie" bleibt - getragen von einer faszinierend filmischen Sprache voller poetischer Chiffren: fürs Loslassen und Ablösen, das reale wie symbolische Öffnen von Türen, das Mysterium des Glaubens, wie auch die Patt-Situation, in der am Ende alle staunend verharren. Da heißt es dann einmal: "Ich weiß nicht." - "Ich weiß auch nicht."
Schauspieler: Thomas Fränzel, Jesper Christensen, Maria Schrader, Anna Blomeier, Rita Luise Stelling, Marie Leuenberger, Felix Knopp, Lore Richter, Ursula Werner; Kamera: Ali Olcay Gözkaya; Regie: Anne Wild; Montage: Dagmar Lichius; Drehbuch: Anne Wild; Musik: Balz Bachmann Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Samuele ist zwölf Jahre alt. Nach der Schule trifft er seine Freunde oder streift mit einer selbstgebauten Steinschleuder durch die Gegend. Er will Fischer werden, so wie sein Vater. Samuele lebt auf der Mittelmeerinsel Lampedusa, auf der das Leben schon immer von dem geprägt war, was das Meer bringt. Seit Jahren sind das nun vor allem Menschen - Tausende Flüchtlinge, die in der verzweifelten Hoffnung auf ein besseres Leben eine lebensgefährliche Reise wagen.
Ein Jahr lang beobachtete Regisseur Gianfranco Rosi Leben und Alltag auf Lampedusa, der "Insel der Hoffnung", die zur Anlaufstelle unzähliger Flüchtlinge wurde. Der bewegende Dokumentarfilm überzeugte auf der 66. Berlinale Publikum wie Kritiker und gewann den Goldenen Bären als Bester Film.
Protagonist: Pietro Bartolo, Francesco Paterna, Giuseppe Fragapane, Maria Signorello, Francesco Mannino, Mattias Cucina, Samuele Caruana, Samuele Pucillo; Produktion: Donatella Palermo, Gianfranco Rosi; Kamera: Gianfranco Rosi; Montage: Jacopo Quadri; Regie: Gianfranco Rosi; Drehbuch: Gianfranco Rosi Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Bernhard und Michael Grzimeks Dokumentation über die Tierwelt der Serengeti sowie die Anfänge des Nationalparks in Tansania ist weltberühmt.
Ende der 1950er-Jahre wollte die tansanische Nationalparkverwaltung das Schutzgebiet um den Ngorongoro-Krater einzäunen. Bernhard und Michael Grzimek wurden 1957 von der Nationalparkverwaltung eingeladen, um sich ein genaues Bild über die Tierwanderungen zu machen und der Nationalparkverwaltung jene Werte zu liefern, die sie für ihr Vorhaben brauchte. Die Grzimeks fanden mit einem neuen Zählverfahren heraus, dass die Wanderungen der Herden anders verliefen als bisher angenommen.
Engagiert beschreibt ihr Dokumentarfilm das natürliche Ordnungssystem in der vielfältigen Tierwelt des afrikanischen Naturreservats. Zugleich mahnen die Grzimeks nachdrücklich, solche wertvollen Reservate nicht zu vernachlässigen oder kommerziellen Interessen preiszugeben. Noch heute faszinieren die Schönheit der Savannenlandschaft und der Seitenblick auf dort lebende Wildtierarten, von denen damals einige zum ersten Mal einer größeren Öffentlichkeit vorgestellt wurden.
"Serengeti darf nicht sterben" war der internationale Höhepunkt für Bernhard Grzimek bei Wissenschaftlern und Filmkritikern. Als Lohn gab es 1960 einen "Oscar" für den besten Dokumentarfilm. Nun kann der Film auf unserer Plattform neu entdeckt werden - ebenso wie "Kein Platz für wilde Tiere", die frühere, nicht weniger berühmte Tierdokumentation der Grzimeks.
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Am 10.1.1959 kollidierte Michael Grzimeks Flugzeug, eine Dornier Do 27, mit einem Geier. Es kam zum Absturz, Grzimek kam im Alter von 24 Jahren ums Leben. Noch am selben Tag wurde er am Rand des Ngorongoro-Kraters begraben; später stiftete die Regierung Tansanias eine Steinpyramide als Denkmal über seinem Grab. Seine Forschungsarbeit zu den Tierwanderungen in der Serengeti war zu diesem Zeitpunkt fast abgeschlossen, sein Vater Bernhard veröffentlichte sie und bewirkte damit die Vergrößerung des Serengeti-Nationalparks. Auch schloss er die Arbeiten an "Serengeti darf nicht sterben" ab. Der Film bewegte Menschen in Europa und Amerika und wurde zum Welterfolg.
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"Serengeti darf nicht sterben" wurde zunächst das wirtschaftlich dringend benötigte Prädikat der Filmbewertungsstelle Wiesbaden (FBW) verweigert. Die FBW forderte die Streichung zweier Textstellen, was Grzimek ablehnte. Dabei ging es um eine Passage, die später berühmt wurde: "Diese letzten Reste des afrikanischen Tierlebens sind ein kultureller Gemeinbesitz der ganzen Menschheit, genau wie unsere Kathedralen, wie die antiken Bauten, wie die Akropolis, der Petersdom und der Louvre in Paris. Vor einigen Jahrhunderten hat man noch die römischen Tempel abgebrochen, um aus den Quadern Bürgerhäuser zu bauen. Würde heute eine Regierung, gleich welchen Systems, es wagen, die Akropolis in Athen abzureißen, um Wohnungen zu bauen, dann würde ein Aufschrei der Empörung durch die ganze zivilisierte Menschheit gehen. Genau so wenig dürfen schwarze oder weiße Menschen diese letzten lebenden Kulturschätze Afrikas antasten. Gott machte seine Erde den Menschen untertan, aber nicht, damit er sein Werk völlig vernichte."
Grzimek argumentierte gegen die geforderte Entfernung: "Menschliche Kunstwerke können immer wieder neu geschaffen werden, während eine Tierart nie wieder neu erstehen kann, wenn sie einmal ausgerottet worden ist. Die Hersteller des Filmes sehen es als sittliche und kulturelle Verpflichtung an, sich ebenso für den Schutz der letzten und großartigen Reste afrikanischer Natur einzusetzen wie für die Erhaltung europäischer Kulturbauten. Dieser Satz stellt überhaupt den Sinn und die Arbeit dieses Filmes dar."
Die FBW lenkte ein und verlieh das Prädikat "wertvoll" ohne Auflagen. Gleichwohl teilte Grzimek mit, dass er in Deutschland keinen Kinofilm mehr drehen wolle, "solange ich mich damit der Zensur einer geheim gehaltenen Gruppe von Menschen unterwerfen muss". Seine Äußerung sorgte für eine ausführliche Debatte in der Presse, die den öffentlichen Blick auf die Bewertungspraxis der Wiesbadener Behörde schärfte.
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Hinweis: In den Filmen "Serengeti darf nicht sterben" und "Kein Platz für wilde Tiere" werden vereinzelt kolonialistische Töne angeschlagen, etwa wenn in "Serengeti darf nicht sterben" die Massai als ein "stolzes Volk" bezeichnet, dessen "Übermut" nur durch die Kolonialverwaltung hätte gedämpft werden können. Vertiefende Aussagen dazu sind über die angegebenen Links abrufbar (nicht in der TV app, nur über die Webseite).
Kamera: Alan Root, Michael Grzimek, Richard Graf, Hermann Gimbel; Protagonist: Bernhard Grzimek, Michael Grzimek, Holger Hagen, Hermann Rockmann; Montage: Klaus Dudenhöfer; Regie: Bernhard Grzimek, Michael Grzimek; Drehbuch: Bernhard Grzimek; Produktion: Bernhard Grzimek; Musik: Wolfgang Zeller Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: In Brüssel versucht eine Gruppe von Bürgern fünf Jahre lang, ein Gebäude zu finden, zu finanzieren und zu sanieren, in dem Gesundheitsdienste untergebracht werden sollen, die es den Ärmsten der Armen ermöglichen, "ihre Schönheit wieder herzustellen und ihren Kopf wieder aufzurichten". Ihr finanzieller und administrativer Hürdenlauf gleicht einem Thriller. "Shower Power" zeigt die Verwandlung einer Idee in die Realität und fordert den Platz der Vorstellungskraft als Motor für bürgerschaftliches Handeln angesichts eines versperrten politischen Horizonts.
Kamera: Effi Weiss, Amir Borenstein; Regie: Amir Borenstein, Effi Weiss; Produktion: Amir Borenstein, Effi Weiss, Cyril Bibas, Michel Steyaert; Sound Design: Fabrice Osinski; Montage: Effi Weiss, Amir Borenstein; Drehbuch: Amir Borenstein, Effi Weiss Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Wie lassen sich Familie und Beruf unter einen Hut bringen? Was bedeutet es, wenn eine Frau sich zur Meisterin qualifiziert? Gar erfolgreicher ist als ihr Mann? Solche Fragen diskutieren berufstätige Frauen aus dem VEB Textilkombinat Treffmodelle in (Ost-)Berlin Anfang der 1970er-Jahre im Gespräch mit der Gynäkologin und Fachärztin für Sozialhygiene Gisela Otto. Es geht um Themen, die in Familien wie auch in der DDR-Gesellschaft zu jener Zeit zumindest Reibungspunkte boten - obwohl Frauen den Männern per Gesetz längst gleichgestellt waren. Wie viel Reibung sie verursachten, ist in Gitta Nickels Film nicht zu erahnen. Dazu muss man Helke Misselwitz' Dokumentarfilm "Winter Adé" von 1988 heranziehen (ebenfalls auf filmfriend verfügbar).
Zur Zeit der Dreharbeiten zu "Sie" war die in der DDR so bezeichnete "Wunschkindpille" gerade wenige Jahre auf dem Markt, Abtreibung noch ebenso strikt verboten wie in Westdeutschland. Durchaus nicht alle Frauen, die im Film zu Wort kommen, begrüßen die Pille enthusiastisch. Dagegen herrscht nahezu uneingeschränkte Einigkeit bei der Feststellung: "Der Mann will doch überlegen sein"; eine Diskutantin spricht gar vom Mann, der von seiner wie er berufstätigen Frau dennoch "bemuttert" werden wolle, als sei er "das dritte oder vierte Kind". Freilich, so stellt der Film im späteren Verlauf klar, sind dies Kinderkrankheiten des Sozialismus, die nicht zuletzt dank der Schulungen der Staatspartei bald überwunden werden würden.
Im Film kommen Frauen unterschiedlichen Alters und Qualifikation im Kontext ihrer beruflichen Tätigkeit zu Wort. Arbeiterinnin sind ebenso dabei wie Textilingenieurinnen. Frauen - traut Euch was, zieht sich als Credo durch den Film. Moderiert von ihrer Ärztin diskutieren die Frauen offen und kontrovers miteinander. Ihre von Sozialhygienikerin Gisela Otto moderierte Diskussion wirkt authentisch, spontan und ungestellt - schon das macht den Film zu einem besonderen Dokument des DDR-Filmerbes.
Das Narrativ, dass der Film im weiteren Verlauf des Films entspinnt, entzieht sich staatlich erwünschter Schönfärberei nicht: "Sie" kontrastiert eine durch Geschlechter-Konflikte beruflich eingeschränkte ältere Frau mit jungen, gut ausgebildeten Frauen, die ganz selbstverständlich auch Anspruch auf Führungspositionen erheben. Eines Tages, so die Verheißung, werden in der von weiblicher Belegschaft geprägten Textil-Branche ganz selbstverständlich Betriebsdirektorinnen das Sagen haben. Auf mittlerer Ebene sei dies schon in greifbarer Nähe. So kam es nicht. Zwar war und blieb es in der DDR die Norm, dass Frauen auch nach Gründung einer Familie berufstätig blieben. Doch es waren ganz überwiegend die "Muttis", die neben dem Beruf auch die Familienarbeit leisteten. Das begrenzte berufliche Höhenfluge. Höhere Leitungspositionen in Staat, Partei und sozialistischer Wirtschaft blieben in der DDR bis zum Schluss ganz überwiegend fest in Männerhand.
Vorbildhaft zieht sich durch den Film das Beispiel der Betriebsgewerkschaftsleiterin, eine resolute Dame jenseits der 50. Sie Sie berichtet, als junge Frau habe sie ihrem Mann noch ohne zu murren die Schuhe geputzt - später jedoch von ihm gefordert: "Jetzt müssen wir mal beede ran." Illustrierend zeigt der Film den Gatten denn auch prompt beim Bohnern, Betten beziehen und mit der Wäsche - stets mit einem Lächeln im Gesicht. Ob diese gerechte Aufteilung der Hausarbeit gelebter Realität entsprach oder für den Film zumindest übertrieben wurde, ist nicht überliefert.
Kamera: Nico Pawloff; Regie: Gitta Nickel; Montage: Maja Ulbrich; Drehbuch: Gitta Nickel; Protagonist: Gisela Otto Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Schläfrigkeit (besonders Somnolenz) spielt in unserem Leben eine wichtige Rolle, manchmal auf komische, oft aber auch auf tragische Weise. Schläfrigkeit ist eine wichtige Ursache für tödliche Unfälle auf der Autobahn und kommt auch bei unserer Arbeit zum Tragen. Was passiert mit unserem Gehirn ? Können wir die Schläfrigkeit beherrschen ?
Indem sie sich mit dem Schlaf und insbesondere mit der Funktionsweise des Erwachens beschäftigen, versuchen Forscher, die biologischen und umweltbedingten Mechanismen zu verstehen, die den Menschen an der Spitze seiner Leistungsfähigkeit halten. Was wäre, wenn die Schläfrigkeit dazu da wäre, um zu beweisen, dass wir keine Maschinen sind ?
Montage: Josiane Zardoya, Tessa Louise-Salomé, Linda Attab; Drehbuch: Maryse Bergonzat; Musik: Gilles Carles; Kamera: Georgi Lazarevski; Sound Design: Stephan Bauer; Regie: Maryse Bergonzat Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Schläfrigkeit (darunter Somnolenz) spielt in unserem Leben eine wichtige Rolle, manchmal auf komische, oft aber auch auf tragische Weise. Schläfrigkeit ist die Hauptursache für tödliche Unfälle auf der Autobahn und kommt auch bei unserer Arbeit zum Tragen. Was passiert mit unserem Gehirn ? Können wir die Schläfrigkeit beherrschen ?
Indem sie sich mit dem Schlaf und insbesondere mit der Funktionsweise des Erwachens beschäftigen, versuchen Forscher, die biologischen und umweltbedingten Mechanismen zu verstehen, die den Menschen an der Spitze seiner Leistungsfähigkeit halten. Was wäre, wenn die Schläfrigkeit dazu da wäre, um zu beweisen, dass wir keine Maschinen sind?
Montage: Tessa Louise-Salomé, Linda Attab, Josiane Zardoya; Sound Design: Stephan Bauer; Musik: Gilles Carles; Kamera: Georgi Lazarevski; Regie: Maryse Bergonzat; Drehbuch: Maryse Bergonzat Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Sunny ist eine Schlagersängerin vom Berliner Prenzlauer Berg, die mit einer Band durch Dörfer und Kleinstädte tingelt. Sie sehnt sich nach Glück und Anerkennung als Persönlichkeit. Der Taxifahrer Harry himmelt sie an, doch seine Lebensmaxime, die "schnelle Mark", ist nicht die ihre. In den Philosophen Ralph verliebt sie sich, wird aber von ihm betrogen. Während der Tourneen muß sie sich ständig den Nachstellungen des Musikers Norbert erwehren. Nach einer handgreiflichen Auseinandersetzung mit ihm und einem Streit mit dem widerlich-dummen Conférencier Benno Bohne, der sie auf der Bühne beleidigt, fliegt sie aus der Band. Deprimiert durch den Rausschmiß und enttäuscht von Ralph betrinkt sie sich, nimmt Schlaftabletten und landet im Krankenhaus. Ihre Freundin Christine kümmert sich liebevoll um sie. Sie schöpft langsam neuen Lebensmut, und eines Tages bewirbt sie sich wieder - bei einer ganz jungen Band, die in einem Hinterhaus am Prenzlauer Berg probt. (Quelle: Das zweite Leben der Filmstadt Babelsberg. DEFA-Spielfilme 1946-1992)
"Es gibt Fragen, die zu stellen erst lohnt von einem gewissen (hohen) Grad künstlerischer Qualität an. Hier lohnt die Frage. Hier lohnt dies vor allem anderen und gern und mit Nachdruck gesagt - der Film. Und er lohnt auch ein zweites, ja mehrfaches Ansehen." (Günter Agde, Filmspiegel, 4/1980)
»Solo Sunny« bleibt bis heute ein wunderbar lakonischer und melancholischer Film. (Filmmuseum Potsdam)
Mit ihrer Hauptrolle in "Solo Sunny" wird Renate Krößner (1945-2020) zum Idol. Unangepasst, aufreizend, kontrovers erscheint die bis dato relativ unbekannte Schauspielerin auf der Leinwand. Dank der Ausdrucksstärke Krößners und ihres unterschwelligen Trotzes wird der Film zu einer Sensation in der späten DDR. Dann wird sie sogar mit dem "Silbernen Bären" der Berlinale geehrt.
Kamera: Eberhard Geick; Schauspieler: Ursula Braun, Renate Krößner, Dieter Montag, Harald Warmbrunn, Olaf Mierau, Alexander Lang, Heide Kipp, Klaus Brasch, Hansjürgen Hürrig; Regie: Konrad Wolf, Wolfgang Kohlhaase; Drehbuch: Wolfgang Kohlhaase, Konrad Wolf; Montage: Evelyn Carow; Musik: Günther Fischer Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Ein Kurzfilm über eine Erzieherin in einer Jugendstrafanstalt, die sich aufmacht, die Misshandlung eines jungen Häftlings durch einen angestellten Wärter aufzudecken.
Schauspieler: Marcel Gonzalez, Frank Onana, Nora Alberdi Perez, Yassine Agezal; Regie: Hans Vannetelbosch; Drehbuch: Hans Vannetelbosch; Montage: Joris Vertenten; Kamera: Lino De Koninck; Sound Design: Lucas Colle; Produktion: Hans Vannetelbosch Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Warum haben viele Deutsche ein gestörtes Verhältnis zu ihrer Volksmusik?, fragt der neuseeländische Jazz-Musiker Hayden Chisholm. Der wissbegierige Weltreisende studierte Musik in der Schweiz, in Griechenland, Indien, Jugoslawien, Japan und kam schließlich nach Köln, wo er lange Jahre lebte und zu einem der wichtigsten Jazz-Saxofonisten der Stadt wurde.
Hier begegnet er auch den singenden Kölner Jecken, und von Köln aus reist er zum Jodeln ins Allgäu und mit dem Leipziger Gewandhaus-Chor zu den Stelzenfestspielen bei Reuth ins Vogtland. Im bayerischen Günzlhofen tanzt und improvisiert er mit dem Comedy-Musik-Trio "Die Wellküren", den Schwestern der Biermösl Blosn. Im erzgebirgischen Hartenstein erzählt ihm Bandonionist Rudi Vodel vom Verbot des Erzgebirgs-Klassikers "Deutsch und frei woll mer sei / weil mer Arzgebirger sei" zu DDR-Zeiten. Bobo in the White Wooden Houses aus dem sächsischen Gräfenhainichen steuert echten Pfarrerstöchterrock bei.
Chisholm, dem aufgrund seiner "einzigartigen Klangästhetik" 2013 der SWR-Jazzpreis verliehen wurde, ist fasziniert von der "German Soulmusic", wie er sie nennt, und wundert sich immer mehr: Warum nur ist sie den Deutschen derartig unangenehm? Seine musikalische Entdeckungsreise weckt die Neugier auf den Umgang mit dem deutschen Liedgut und macht vor allem eines: viel Lust auf Gesang, Tanz und Musik.
Protagonist: BamBam Babylon Bajasch, Hayden Chisholm, Gregor Meyer, Loni Kuisle, Die Wellküren; Regie: Jan Tengeler, Arne Birkenstock; Kamera: Marcus Winterbauer; Montage: Katharina Schmidt, Volker Gehrke; Drehbuch: Arne Birkenstock, Jan Tengeler; Produktion: Arne Birkenstock, Thomas Springer Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Eine ebenso schnell wie brillant erdachte Reaktion auf die Pandemie: Der obdachlose Dandy und Trickdieb Antonin weiß mit Worten umzugehen. Er hätte das Zeug zum berühmten Schriftsteller, aber meist nutzt er sein Talent nur, um sich aus misslichen Situationen zu lavieren.
Aufgerieben zwischen Anpassung an die Gesellschaft und dem Versuch, ihr zu entkommen, sieht er seinen Charme und Witz unvermittelt auf eine harte Probe gestellt. Hierfür sorgen fünf Frauen, die mit seiner Leben-und-leben-lassen-Einstellung allmählich die Geduld verlieren: seine Schwester, seine Ehefrau, die Frau, die er begehrt, eine Finanzbeamtin und eine Frau, die zum Opfer seiner kleinen Verbrechen wird.
Ein faszinierendes, gedankliches und formales Experiment: Gefilmt in minutenlangen Einstellungen deklamieren die Protagonist*innen ihre Dialoge lautstark theatralisch mit einer Emphase, die versucht vergessen zu machen, dass man in Zeiten der Pandemie keine Emotionalität durch körperliche Nähe herstellen kann. Denn Antonin und seine Frauen begegnen sich in der Landschaft sehr corona-konform auf drei Metern Abstand.
"Jeder Film von Berlinale-Stammgast Denis Côté ist einzigartig, doch 'Hygiène Sociale' behauptet seine Unberechenbarkeit besonders trotzig und beweist: Äußere Einschränkungen, etwa durch eine Pandemie, können den gestalterischen und erzählerischen Erfindungsreichtum enorm beflügeln. Côtés Umgang mit Sprache ist spielerisch, entfesselt. Es ist eine Freude, die geballte Wirkung von Diktion und Tonfall mitzuerleben, während er sich allmählich an seine wortreich miteinander ringenden Protagonist*innen herantastet. Die Würdigung der kreativen Energie einer Schauspieltruppe, die darin auch zum Ausdruck kommt, genießen die charismatischen Darsteller*innen sichtlich." (Berlinale 2021)
Produktion: Denis Côté, Andreas Mendritzki, Annie St-Pierre; Schauspieler: Éléonore Loiselle, Larissa Corriveau, Évelyne Rompré, Ève Duranceau, Maxim Gaudette, Kathleen Fortin; Drehbuch: Denis Côté; Kamera: François Messier-Rheault; Regie: Denis Côté; Montage: Nicolas Roy Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Lehrbuch für Schüler und Interessierte, welches die verschiedenen Ansätze, Theorien und ausgewählte Teilgebiete der Soziologie vermittelt. Systematik: Gck Umfang: 420 S. : Ill., graph. Darst. Standort: Gesellschaft / 1. OG ISBN: 978-3-427-05006-3
Inhalt: Wir sparen ständig Zeit. Trotzdem haben wir am Ende immer weniger davon. Warum eigentlich?. Im Takt der elektronischen Kommunikationsmittel hetzen wir von einem Termin zum anderen. Doch für die wirklich wichtigen Dinge, wie Freunde, Familie scheint die Zeit nicht mehr zu reichen. Wer oder was treibt diese Beschleunigung eigentlich an? Ist sie ein gesellschaftliches Phänomen oder liegt alles nur am mangelhaften Zeitmanagement des Einzelnen? In seinem Kinodokumentarfilm "SPEED - Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" begibt sich der Filmemacher und Autor Florian Opitz auf die Suche nach der verlorenen Zeit. Wo ist nur die Zeit geblieben, die wir mühsam mit all den neuen Technologien und Effizienzmodellen eingespart haben? Opitz begegnet Menschen, die die Beschleunigung vorantreiben und solche, die sich trauen, Alternativen zur allgegenwärtigen Rastlosigkeit zu leben. Er befragt Zeitmanagement-oExperten, Therapeuten und Wissenschaftler nach Ursachen und Auswirkungen der chronischen Zeitnot. Er trifft Unternehmensberater und Akteure, die im internationalen Finanzmarkt aktiv sind, die an der Zeitschraube drehen. Und er lernt Menschen kennen, die aus ihrem ganz privaten Hamsterrad ausgestiegen sind und solche, die nach gesellschaftlichen Alternativen suchen. Auf seiner Suche entdeckt er: ein anderes Tempo ist möglich, wir müssen es nur wollen.
Inhalt: Sex ist die schönste Sache der Welt. Darüber zu sprechen, jenseits von Schlüpfrigkeiten oder Verklemmungen, bleibt schwer. SPRACHE:SEX vertraut der Kraft des offenen Worts, der Kunst des Gesprächs, dem Wunder der Begegnung. 16 Personen im Alter von 13 bis 74 Jahren beweisen sich als Praktiker in diesen Disziplinen. Es geht um Unsicherheiten und Begierden, um Vorlieben und Abneigungen, um Liebes- und Lebensentwürfe.
Ein repräsentativer Querschnitt durch die Gesellschaft? Sicher nicht! Statistisch auswertbare Resultate? Noch weniger! Fanatische Ratgeberei? Schon gar nicht! Stattdessen eine beherzte Versuchsanordnung. Sachlich und verspielt. Ein dokumentarischer Reigen, der in seiner Gesamtheit mehr ist als die Summe seiner Teile. Wen's was angeht? Eigentlich alle.
Drehbuch: Saskia Walker, Ralf Hechelmann; Musik: Michael Gross; Montage: Laia Prat; Regie: Ralf Hechelmann, Saskia Walker; Kamera: Andreas Haas; Produktion: Saskia Walker Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Der Filmbericht "Stacheldraht" stellt die Fortsetzung des Films "Die Mauer" dar und schildert den Weiterbau der Absperrungen in Ost-Berlin von September bis Dezember 1961. Die Folgen der Teilung in Form verödeter Häuser, Grenzstreifen mit Wachhunden, vermauerten Friedhofstoren, Tränengasduelle zwischen Vopos und westlicher Polizei, aber auch Flüchtlingsgedenkstätten auf der westlichen Seite der Mauer und Interviews mit Flüchtlingen sind Inhalte dieser Originalaufnahmen.
Inhalt: Djenné ist die älteste Stadt Westafrikas; sie liegt am Ufer des Flusses Bani in Mali. Früher wurden hier Sklaven, Gold und Elfenbein von der Guineaküste gegen Salz aus der Sahara, Feuerwaffen aus Europa und Seide aus Asien getauscht.
Die Springfluten der Regenzeit, die das Umland von Djenné alljährlich in ein großes Schwemmgebiet verwandeln, ernähren seit jeher Fischer, Hirten und Bauern. Seit dem 3. vorchristlichen Jahrhundert wird das Leben der Djennekes, wie die Bewohner Djennés sich nennen, vom Kommen und Gehen des Flusses bestimmt.
Vor allem aber liefert der Bani den wichtigsten Baustoff Djennés - Lehm. Aus Lehm werden die Ziegel der Häuser geformt, aus Lehm, vermischt mit Reisschrot, besteht ihr Verputz. Die Grand Mosqueé, auf deren Vorplatz der traditionelle Montagsmarkt stattfindet, ist das größte Lehmgebäude der Welt.
Neben ihrer wirtschaftlichen Bedeutung war und ist die Stadt Djenné bekannt als Zentrum für islamische Studien. Und als Ziel für Pilger. Schüler und Gelehrte aus ganz West- und Zentralafrika kommen hierher, um ihr Wissen zu erweitern.
Djenné beherbergt zauberkundige Marabouts, die offiziell den Koran lehren, aber auch mit magischen Amuletten Geschäfte machen.
Neben kulturhistorischen und architektonischen Besonderheiten geht der Film auch auf gesellschaftliche Aspekte in der Stadt aus Lehm ein. Djenné wird seit Jahrhunderten insgeheim von mächtigen Familien regiert. Craven Landouré, ein Viehzüchter vom Volksstamm der Peul, führt als Protagonist durch den Film. Im traditionellen Lehmhaus seines 86-jährigen Vaters und Clanchefs lebt Craven mit Frau und drei Kindern, zusammen mit zahllosen Mitgliedern seiner unüberschaubar großen Familie. Der Alltag Cravens wird durch ein kompliziertes Geflecht aus Macht und Verantwortung bestimmt.
Musik: Winfried Zrenner, Ludwig Eckmann; Kamera: Thomas Riedelsheimer; Montage: Isabelle Allgeier; Drehbuch: Thomas Wartmann; Regie: Thomas Wartmann; Produktion: Thomas Wartmann Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Die Sängerin Nardos aus Addis Abeba träumt davon, mit ihren Liedern vom Leben einfacher Leute in Äthiopien zu erzählen. Vor allem von Frauen. Viele von ihnen haben Schweres erlebt und müssen sehr hart arbeiten. Nicht wenige sind von der Tradition der Zwangsheirat in jungen Jahren traumatisiert. Ein Schicksal, dass Nardos als einzige Tochter einer Witwe auf dem Land erspart blieb. Denn ihre Mutter wollte auf gar keinen Fall, dass ihre Tochter im Kindesalter verheiratet ist. Doch dafür musste sie das erst 7jährige Kind schweren Herzens zu einer Verwandten nach Addis Abbeba schicken. Diese frühe Trennung auch von Nardos' vier älteren Brüdern schmerzt Mutter und Tochter bis heute.
Auf der Suche nach Geschichten für ihre Lieder lernt Nardos Gennet kennen, die wie Nardos in einem Dorf zur Welt kam. Gennet träumt von einem Leben als Dichterin. Doch sie ist alleinerziehend und braucht ein regelmäßiges Einkommen, um ihre Kinder durchzukriegen. Sie verkauft Gemüse und lebt mit ihren Kindern in einer aus allerlei Reststoffen gebauten Hütte am Straßenrand. Nardos Bitte um einen Text für ein Lied kommt Gennet nur allzu gern nach.
Der Film begleitet Nardos beim Geschichtensammeln und zeigt verschiedene Lebenswelten äthiopischer Frauen in Stadt und Land. Keiner von ihnen wurde etwas geschenkt, alle leben auf unterschiedliche Weise prekär. Trotzdem sind ihre Träume und ihre Kraft ungebrochen. Der Film taucht tief ein in den Alltag von Frauen in einem sich rasant verändernden Land.
"Eine präzise beobachtete und mit viel Feingefühl gefertigte Langzeitstudie, die als eine Art Doku-Musical in die Tiefen einer uralten Kultur führt und zugleich von rasanten gesellschaftlichen Veränderungen zeugt. - Sehenswert ab 14." (filmdienst.de)
Drehbuch: Heidi Specogna; Regie: Heidi Specogna; Protagonist: Nardos Wude Tesfaw; Musik: Hans Koch; Montage: Kaya Inan; Kamera: Johann Feindt Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Eine Wohnung, ein Bett, ein Grab. Als Peter seiner Frau Ellen eines Abends den Vorschlag einer Dreierbeziehung mit seiner Freundin Stella macht und zur Untermauerung aus Goethes Trauerspiel "Stella" zitiert, meint sie zunächst vorwurfsvoll, er wolle sich doch nicht etwa mit dem großen Dichter vergleichen. Dann aber lässt sie sich Stellas Telefonnummer geben, um sich mit ihr zu verabreden. Das wiederum behagt Peter nicht so recht...
"Eine charmante Geschichte, die schnell das selbstverliebte Spiel des Mannes offenlegt, der sich dann von seiner Frau aus Glatteis führen lässt. Schön stellt Thome dabei klar, dass das möglicherweise weitreichende Konsequenzen haben wird - sicher jedoch werden sie für den Mann unangenehmer sein als für beide beteiligten Frauen." (Doris Kuhn: Die Stärke der Frauen, in: Formen der Liebe. Die Filme von Rudolf Thome, Marburg 2010)
Von der FSK wurde STELLA seinerzeit abgelehnt, weil er "entsittlichend" wirke. Ein Vorwurf, den sich schon Goethe gefallen lassen musste.
Schauspieler: Les Olvedi, Lilith Ungerer; Drehbuch: Max Zihlmann, Rudolf Thome; Montage: Gisela Grischow; Produktion: Franz Seitz; Kamera: Hubertus Hagen, Horst Acher; Regie: Rudolf Thome Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Revolution, wo bist du? Im gegenwärtigen Ägypten sind die Freiheitsbestrebungen eingeklemmt zwischen der eisernen Hand von Marschall Sissi und der existenziellen Notwendigkeit, zu leben und zu überleben.. Vier junge Ägypter, die am Aufstand vom Januar 2011 teilgenommen haben, setzen sich mit sich selbst sowie ihrer eigenen Geschichte auseinander und teilen ihre Gefühle über die aktuelle Situation.
Welches Leben können sie vor dem Hintergrund gewaltsamer Unterdrückung und nationalistischer Propaganda nach einem beispiellosen Freiheitsdrang führen? Welches Erbe - oder welche Last - müssen sie, die einst an der Spitze der Revolte standen, tragen? "Still Alive" zeichnet das intime Porträt einer aufstrebenden Generation, ihres politischen Engagements und ihrer enttäuschten Träume.
Inhalt: Revolution, wo bist du? Im gegenwärtigen Ägypten sind die Freiheitsbestrebungen eingeklemmt zwischen der eisernen Hand von Marschall Sissi und der existenziellen Notwendigkeit, zu leben und zu überleben.. Vier junge Ägypter, die am Aufstand vom Januar 2011 teilgenommen haben, setzen sich mit sich selbst sowie ihrer eigenen Geschichte auseinander und teilen ihre Gefühle über die aktuelle Situation.
Welches Leben können sie vor dem Hintergrund gewaltsamer Unterdrückung und nationalistischer Propaganda nach einem beispiellosen Freiheitsdrang führen? Welches Erbe - oder welche Last - müssen sie, die einst an der Spitze der Revolte standen, tragen? "Still Alive" zeichnet das intime Porträt einer aufstrebenden Generation, ihres politischen Engagements und ihrer enttäuschten Träume.
Inhalt: Wo Bergarbeiter im Winter einst kein Tageslicht sahen und die meisten Familien arm waren, spielen Lichter und die Hoffnung auf Heil bis heute eine besondere Rolle. Und Traditionen: Gemeinsames Kochen, Backen und Singen, das Anschieben der kunstvoll geschnitzten Pyramiden, eine Christmette (Gottesdienst) mit Mettenspiel im Bergwerk, Engel und Bergleute als Lichterfiguren und nicht zuletzt die weißen Waldwipfel: Es gibt viele Gründe, warum das von Kargheit geprägte Erzgebirge heute Weihnachtsland genannt wird.
Mit dem Stollen ist ausgerechnet ein hochkalorisches Genussmittel zum vielleicht bekanntesten erzgebirgischen Exportschlager geworden. Geformt wie ein Stollen im Berg, ist er reich an Butter, Zucker, Mandeln und Rosinen. So ewas konnten sich die allermeisten Erzgebirgler in vergangenen Jahrhunderten nur zu Weihnachten leisten.
Den Stollen zu backen, ist bis heute eine Art Hochamt, und praktisch jede Familie hat ein eigenes Rezept. Zum feierlichen Stollenanschnitt kommen in vielen Häusern Alt und Jung zusammen. Einst war dieser Brauch an den 1. Weihnachtsfeiertag gebunden; heute ist es meist schon am 1. Advent soweit.
Im Laufe der 800jährigen Bergbaugeschichte wurden im Erzgebirge zunächst Silber, Kupfer, Blei und Zinn gefördert, später Wismut, Kobalt, Nickel und Zink. Zu allen Zeiten ruinierten die Bergleute unter Tage ihre Gesundheit - zuletzt im 20. Jahrhundert beim Uran-Abbau für die Sowjetunion. Trotzdem oder gerade deswegen sind die Bergleute bis heute stolz auf ihre Arbeit - und halten mehr als 30 Jahre nach Schließung der letzten Schächte 1992 die Bräuche lebendig. Die neue touristische Identität scheint allerdings kein adäquater Ersatz für das, was sich einst in einem DDR-Slogan ausdrückte: "Ich bin Bergmann - wer ist mehr?"
Fleiß und Entbehrung forderten auch die anderen Industrien, die Erzgebirgler über die Jahrhunderte entwickelten: Spielzeugfertigung und Textilwirtschaft. Für Ackerbau dagegen ist die Gegend kaum geeignet. Mit viel Mühe ein Auskommen zusammenzubringen - das ist tief eingeschrieben in die erzgebirgische Identität. Das weiß man auch in der Ortschaft Pöhla bei Schwarzenberg, die im Zentrum des Filmes steht.
Im Spannungsfeld zwischen Weltkulturerbe-Ernennung und dem Start einer Pilotanlage zum Abbau von Zinn und Wolfram erzählt STOLLEN von der Erzgebirgsweihnacht über und unter Tage - und zeichnet das Psychogramm einer Region, die um ihre Zukunft ringt.
Drehbuch: Laura Reichwald, Georg Kußmann; Montage: Gal Yaron Mayersohn; Regie: Laura Reichwald; Sound Design: Maximilian Pongratz; Kamera: Janine Plätzold Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Brillant inszenierte Schein-Reportage, die heute brisanter ist denn je: Anfang der 1970er-Jahre wird ein fiktives Amerika vom Krieg in Vietnam, dem Auftreten der Hippies und den studentischen Unruhen durchgerüttelt. US-Präsident Nixon verhängt den Ausnahmezustand und erlaubt über ein Notstandsgesetz, alle Dissidenten, Menschen die den Krieg und das Regime kritisieren, rigoros festzunehmen.
Die Sträflinge können sich entscheiden zwischen einer mehrjährigen Haftstrafe oder drei Tagen im Bear Mountain Strafpark, um sich dort ihre Freiheit zurückzuerkämpfen. Eine brititsche Filmcrew begleitet die Strafgruppe 637 in eine Wüstenzone südlich von Kalifornien, wo sich der "Punishment Park" als ein brutal tödliches Katz- und Mausspiel entpuppt: In der sengenden Wüstenhitze müssen sie zu Fuß und ohne Verpflegung knapp 100km unwegsames Gelände hinter sich bringen, um die am Ziel aufgestellte amerikanische Flagge zu erreichen. Dabei werden die verzweifelten Widerständler von schwer bewaffneten Einsatzkräften gejagt. Am Rande des Strafparks steht ein großes Militärzelt, in dem parallel dazu die Angeklagten der nachfolgenden Strafgruppe 638 von einem zivilen Notgericht verurteilt werden...
Peter Watkins bittere Abrechnung mit den faschistischen Tendenzen in den USA kommt in der Gestalt einer Mockumentary (eine Mischung aus 'to mock': spotten, und 'documentary') daher, also als gefakte Dokumentation in einem fiktiven Amerika. Die damaligen Reaktionen auf den provokativen Film kamen einer Quasi-Verbannung gleich. Nachdem es kein Verleih aus Angst vor staatlichen Repressalien wagte, den Film in die Kinos zu bringen, weigerte sich auch das amerikanische TV annähernd 30 Jahre lang, den "Punishment Park" zu zeigen. Ähnlich erging es Watkins "The War Game" (1965), der in Großbritannien von der BBC zunächst unveröffentlicht weggeschlossen wurde.
Dabei ist "Strafpark" bei aller sachlichen Überzogenheit eine so packende wie brutale Fabel, die bis heute nichts von ihrer Wucht verloren hat und gerade angesichts der aktuellen Entwicklungen in den USA von erschreckender Aktualität ist. Angesichts der größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte fungiert Watkins Film generell als wütende Anklageschrift gegen autoritären Machtmissbrauch, gegen die Pervertierung von Recht und Ordnung und die Ohnmacht des Bürgers - und stellt nicht zuletzt eine eindrucksvolle Medienreflexion dar.
Schauspieler: Mary Ellen Kleinhall, Kent Foreman, Stan Armsted, Katherine Quittner, Carmen Argenziano, Scott Turner, Luke Johnson; Kamera: Peter Smokler, Joan Churchill; Drehbuch: Peter Watkins; Montage: Peter Watkins, Terry Hodel; Produktion: Susan Martin; Regie: Peter Watkins Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Das Abschmelzen des arktischen Polareises hat die Eröffnung einer neuen Seeroute zwischen Atlantik und Pazifik ermöglicht, die weitaus kürzer ist als der Panama- oder Suezkanal. Obwohl die Route, die durch eine äußerst empfindliche Umwelt führt, immer noch als gefährlich gilt, begehren die Industrieländer bereits ihre Möglichkeiten. Diese radikale Umgestaltung des Planeten stellt die Nationen vor eine ganz neue, kontroverse Frage.
Inhalt: Agnieszka lebt allein mit ihrem unehelichen Sohn Krystian in einem Arbeiterwohnheim. Sie wird als Arbeiterin der Danziger Werft zur Heldin der Arbeit gekürt und erhält als Geschenk einen Fernseher. Sie verliebt sich in den Mitbewohner Kazimierz, der als Trompeter in der Werftkapelle arbeitet. Die beiden heiraten und Krystian bekommt einen Vater. Kurze Zeit später stirbt Kazimierz an einem Herzinfarkt.
Wieder ist Agnieszka allein mit ihrem Sohn. Angespornt durch ihn lernt sie Lesen und Schreiben und schafft schließlich die Prüfung zur Kranführerin. Auf der Werft ist die beliebte Agnieszka die einzige weibliche Kranführerin. Als es zu einem Unfall mit mehreren Toten kommt, lehnt sich Agnieszka erstmals gegen die sozialistische Obrigkeit auf und erstreitet Gelder für die Hinterbliebenen. Als sie 1970 Zeugin wird, wie streikende Werftarbeiter von der Miliz niedergeprügelt werden, entfernt sie sich zunehmend vom sozialistischen System.
"Als 'Ballade nach historischen Ereignissen' bezeichnet Regisseur Volker Schlöndorff sein episches Melodram um eine Heldin wider Willen. Angelehnt an reale Figuren, spiegelt 'Strajk - die Heldin von Danzig' ein wichtiges Kapitel polnischer - und europäischer - Geschichte wider." (Bundeszentrale für politische Bildung)
Regie: Volker Schlöndorff; Schauspieler: Barbara Kurzaj, Maria Maj, Dariusz Kowalski, Katharina Thalbach, Andrzej Chyra, Ewa Telega, Dominique Horwitz, Wojciech Solarz; Montage: Peter Przygodda, Wanda Zeman; Drehbuch: Andreas Pflüger, Sylke Rene Meyer; Musik: Jean Michel Jarre; Kamera: Andreas Höfer; Produktion: Jürgen Haase Standort: Filmfriend Streamingdienst
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